DIE DOMKIRCHE ZU LIMBURG AN DER LAHN

UND DIE KIRCHE DES HEILIGEN PAULUS ZU WORMS.

 

HERAUSGEGEBEN VON Dr. GEORG MOLLER.

MIT XVIII KUPFERTAFELN.

 

DARMSTADT. DRUCK UND VERLAG VON CARL WILHELM LESKE.

 

 

Vorerinnerung.

 

Bei Erscheinung der Elisabeth-Kirche zu Marburg ist bereits gesagt worden, dass der zweite Band der Denkmäler deutscher Baukunst eine Folgenreihe ganzer Gebäude bilden soll, welche die verschiedenen auf einander folgenden Bauarten vom achten bis zum fünfzehnten Jahrhundert bezeichnet.

 

Die dem heiligen Georg geweihete ehemalige Stiftskirche und jetzige Domkirche zu Limburg an der Lahn gibt ein sehr interressantes Bild derjenigen, in das Ende des zwölften und und den Anfang des dreizehnten Jahrhunderts fallenden Kunstperiode, in welcher der ältere byzantinisch-römische Rundbogenstyl verlassen wurde, und die Formen des deutschen oder Spitzbogenstyls sich ausbildeten.

 

Da diese Entwickelungsperiode für die Kunstgeschichte mir von entschiedener Wichtigkeit zu seyn scheint, so habe ich noch zu mehrerer Vollständigkeit die St. Pauls-Stiftskirche zu Worms, welche der zu Limburg dem Style der Details nach sehr nahe verwandt ist, obgleich die Massen eine ganz verschiedene Anordnung haben, für diese Sammlung ausmessen und stechen lassen.

 

Der Münster zu Freiburg, welcher hinsichtlich seines herrlichen Thurmes vielleicht als das vollkommenste Werk aus der Blüthezeit der deutschen Baukunst angesehen werden kann, wird zunächst folgen.

 

Ich hoffe, dass die in diesen Heften gegebene Bearbeitung desselben, sowohl durch die ausführliche Entwickelung der dabei befolgten Constructionsart, als durch malerische Schönheit der ausgewählten Gegenstände des Beifalls derjenigen Freunde vaterländischer Kunst und Geschichte nicht ganz unwürdig gefunden werden wird, welche bisher dieser Unternehmung ihren Beifall und ihre Unterstützung geschenkt haben.

 

 

Verzeichniss der Kupfertafeln.

 

I. Domkirche zu Limburg. Grundriss des unteren und zweiten Stockes.

II. Domkirche zu Limburg. Grundriss des dritten und vierten Stockwerkes.

III. Domkirche zu Limburg. Aufriss der Westseite.

IV. Domkirche zu Limburg. Perspectivische Ansicht der Hauptthüre.

V. Details der Kirche zu Limburg.

VI. Domkirche zu Limburg. Ansicht der Nordwestseite.

VII. Längedurchschnitt.

VIII. Queer Durchschnitt.

IX. Innere Ansicht der Emporbühnen in der Kirche zu Limburg.

X. Domkirche zu Limburg. Der Taufstein.

XI. Domkirche zu Limburg. Details der inneren Gallerien.

XII. Domkirche zu Limburg. Ansicht von der Ostseite.

XIII. Grundriss der St. Paulskirche zu Worms.

XIV. Aufriss der Westseite der St. Paulskirche zu Worms

XV. Aufriss des Chores an der St. Pauls-Kirche zu Worms.

XVI. Durchschnitt der St. Pauls-Kirche zu Worms.

XVII. Details der St. Pauls-Kirche zu Worms

XVIII. Innere Ansicht der Domkirche zu Limburg.

 

Bemerkungen über die Domkirche zu Limburg.

 

Ueber die Zeit der Erbauung der Kirche zu Limburg ist es nicht gelungen, sichere Nachrichten zu erhalten. Die gewöhnliche Angabe, dass dieselbe von einem Grafen Kurzbold im zehnten Jahrhundert erbaut sey, kann sich nicht auf die gegenwärtig vorhandene Kirche beziehen, da dieselbe offenbar weit neuer ist. Dem Style zufolge mag dieselbe in den letzten Decennien des zwölften und ersten Decennien des dreizehnten Jahrhunderts erbaut seyn.

 

Wichtig für die Kunstgeschichte erscheint diese Kirche dadurch, dass sie, obgleich ganz nach einem Plane vollendet , dennoch zwischen der byzantinischen und deutschen Bauart so das Mittel hält, dass man sie als die letzte Periode jenes ausländischen Kirchenstyls bezeichnend, und als den Anfang der deutschen Spitzbogenbauart betrachten kann. Der untere Grundriss und alle Profile sind durchaus nach jenem älteren Baustyle geformt; am meisten ist dieses jedoch bei den Verzierungen der Fall, welche z. B. an der Hauptthüre (Blatt V.) sich befinden und ganz römisch zu seyn scheinen, während die Friese an den Chorstühlen an die Verzierungen auf den hetrurischen Vasen erinnern. Die Gewölbe dagegen sind schon fast alle im Spitzbogenstyl geformt, und die grosse Fensterrose der Westseite, so wie die durchbrochene Giebelwand, sind gleichsam die Vorläufer der herrlichen Kirchenportale zu Strasburg und Nürnberg.

 

Bei dieser Veranlassung möchte es nicht unpassend sein, auf eine wesentliche Verschiedenheit der älteren byzantinisch römischen Kirchen aufmerksam zu machen, welche jedoch keine Veränderung des Styls, sondern nur eine gleichzeitig neben einander bestehende Variation bezeichnet.

 

Ein Theil dieser Kirchen sind nämlich gewölbt, andere dagegen haben flache Decken. Die ersteren haben Kreutzgewölbe und Pfeiler mit Halbsäulen in der Art wie die Bäder des Diocletian, Caracalla, der Friedenstempel etc. dieses zeigen. Zu den Kirchen dieser Art gehören die Dome zu Speier, Worms, Mainz, die Stiftskirche zu Limburg, zu Neuss, Andernach, die meisten Kirchen zu Köln, die schöne Abteikirche zu Otterberg bei Kaiserslautern etc.

 

Die Kirchen der zweiten Art haben flache Decken und verhältnissmässig schwächere Mauern. Das Mittelschiff ist von den Abseiten meistens durch einfache Pfeiler ohne Halbsäulen, oft aber durch Säulenreihen gesondert, ganz so wie dieses bei den römischen Basiliken, und bei den nach ihrem Muster erbauten ältesten Kirchen zu Rom, S. Sabina, S. Maria Maggiore etc. der Fall ist. Zu den in Deutschland erbauten

Kirchen der erstem Art, mit Pfeilern und flacher Decke gehören z. B. das Schiff der

 

 

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Kirche zu Gelnhausen, die alte Kirche zu Mittelheim im Rheingau; zu denen der zweiten Art, mit Bogen auf runden Säulen und flacher Decke gehören die Abteikirche zu Schwarzach bei Rastadt im Badischen, die Kirche des Schottenklosters zu Regensburg, die Klosterkirche zu Paulinzell bei Weimar, das Schiff der Klosterkirche zu Heilsbronn bei Nürnberg, einige Kirchenschiffe zu Köln etc. — Man würde sehr fehl schliessen, wenn man von diesem Unterschiede der Bauart auf ein sehr verschiedenes Zeitalter schliessen wollte, indem jene Kirchen ganz erweislich aus einer und derselben Zeit sind.

 

I. Grundriss des ersten und zweiten Stockwerks.

 

A. Haupteingang. B. Vorhalle. C. Schiff. D. Chor der Stiftsherren. E. Seitenschiff. F. Taufstein. *) G. Seitenkapelle. H. Gang an dem Chor. I. Treppen. K. Orgelbühne über dem Haupteingange. L. Emporbühne oder Bogen. M. Thurmtreppe.

 

II. Grundriss des dritten und vierten Stocks.

 

N. Innere Säulengänge oder Galerien. O. Offene Logen über den Gewölben des Chores. P. Treppen. Q. Aeussere Säulengänge oder Galerien, welche im vierten Stock die Kirche umgeben. R. Strebepfeiler, welche unter dem Dache liegen. S. Strebepfeiler über dem Dache.

 

III. Aufriss der Kirche von der Westseite.

 

Diese Seite der Kirche gewährt vom Haupteingange des Kirchhofs aus gesehen einen sehr schönen Anblick, und macht um so mehr Wirkung, als die hohe Lage derselben und die kleinen Verhältnisse der nächsten Häuser, sie weit grösser scheinen lassen, als sie wirklich ist. (Der beigefügte Maasstab gilt nur für die obere Fläche des Aufrisses.)

 

IV. Ansicht der Hauptthüre.

 

Diese Thüre befindet sich auf der Westseite der Kirche und ist auf der vorigen dritten Kupfertafel in kleinerem Maasstabe dargestellt. Der leere innere Raum der Thüröffnung ist hier mit der Ansicht der Kirche von der Nordseite ausgefüllt worden.

 

Die Composition der Verzierung zeigt einen verständigen und geschickten Künstler. Die Laubwerke und Arabesken sind elegant gezeichnet und gut ausgeführt. In dem Stabwerk der Bogen werden die mit Blättern reich verzierten Glieder durch einfache glatte Theile auf eine gefällige Art hervorgehoben.

 

Der Styl würde als rein byzantinisch angesehen werden können, wenn nicht der kaum angedeutete Spitzbogen und die halbe Rose, welche den oberen Theil der inneren Thüröffnung bildet, schon den Uebergang zur Bauart des dreizehnten Jahrhunderts andeutete.

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*) Wie in der Mitte des südlichen Armes des Kreuzes der Kirche der Taufstein sich befindet, so steht im nördlichen Arme das Grabmal des Grafen Kurzbold, des angeblichen Stifters der Kirche. Dasselbe ist jedoch, wie viele andere Grabmäler des Mittelalters, lange Zeit nach dem Tode der Person, welcher es gewidmet wurde, erbauet, und schien in keiner Hinsicht der Abbildung werth.

 

 

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Die Abbildung des Ritters St. Georg über der Thüre ist gemalt und halb verloschen. Ob dieselbe alt sey, möchte schwer zu entscheiden seyn. Die beiden Figuren über den Säulen scheinen den Baumeister und die personifizirte Wissenschaft, eine weibliche Figur mit einer entwickelten Schriftrolle, vorzustellen. Der Meister in ähnlicher Tracht, als Peter Vischer auf dem berühmten Sebaldusgrabmal zu Nürnberg, lehnt sich auf seinen Stab und scheint zu horchen, was die Aus- und Eingehenden von seinem Werke sagen. —

 

Wie wenige unserer neueren Werke werden nach sechs Jahrhunderten noch so unverändert und fest dastehn, als diese Kirche! Dieser Gedanke erfüllt unwillkürlich die Seele und mit vermindertem Selbstgefühl schätzt man den braven Meister glücklich, der nach Vollendung seines schönen Baues mit Freudigkeit ahnen mochte, dass sein Werk eine Reihe von Jahrhunderten dauern und ihm die Achtung der spätesten Nachkommen sichern werde. —

 

V. Details der Thüre und der Rückwand der Chorstühle.

 

Der römische Styl der Verzierungen so wie der attische Säulenfuss, als Fuss und in umgekehrter Lage als Gesimse über den Kapitälen, erinnern den Kenner alter Baukunst an die Quelle, welcher wir die Ueberlieferung aller Künste und Wissenschaften verdanken.

 

Die Rückwand der Chorstühle ist von Stein, nach der äusseren Seite hin in viereckigte Felder durch kleine Säulen und Friese abgetheilt, von denen hier einige abgebildet sind. — Das Innere der Felder ist mit biblischen Geschichten ausgemahlt. — Wie sehr diese Friese den bekannten altgriechischen Verzierungen nachgebildet scheinen, bedarf kaum einer Erwähnung.

 

VI. Ansicht der Nordwestseite.

 

Der Standpunkt für die Zeichnung dieser Ansicht ist auf der Lahnbrücke genommen.

 

VII., VIII. Der Längedurchschnitt und der Querdurchschnitt

 

zeigen, wenn man die Grundrisse zu Hülfe nimmt, die ganze Anordnung des Innern der Kirche. —

 

Obgleich dieselbe nur eine mässige Grösse hat, so scheint sie doch weit grösser als sie wirklich ist. Der Grund hiervon ist wohl darin zu suchen, dass die Einheit, welche, ohne dass man sich dessen klar bewusst ist, bei der Schätzung irgend eines Gegenstandes als Maasstab für die Grösse des Ganzen dient, und wornach man dieselbe beurtheilt, hier sehr klein angenommen ist, und dass die ganze Länge eine ununterbrochene Perspektive bildet, welche diese Einheiten aufs zahlreichste wiederholt. Die untere Arkadenöffnung welche nur 10 Fuss und 6 Zoll Weite hat, scheint dennoch gross im Verhältniss der nur halb so grossen Logenöffnungen über derselben, und diese scheinen wiederum gross im Verhältnis der halb so grossen Galerie des dritten Stocks; diese letzteren aber bilden eine durch die ganze Kirche fortlaufende Linie und geben so den natürlichsten und vorteilhaftesten Maasstab der Grösse derselben.

 

 

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Die oberen Logen gewähren im Inneren derselben ebenfalls eine fortlaufende sehr malerische Ansicht, deren Wirkung durch die Verschiedenheit der Beleuchtung noch gehoben wird.

 

Wenn man die Menge der malerischen Puncte, welche diese Kirche im Inneren und Aeusseren gewährt, und welche den Eindruck von Mannichfaltigkeit, Pracht und Grösse zurücklassen, erwägt, so muss man eine Kunst bewundern, welche mit so einfachen und geringen Mitteln, so vieles zu leisten wusste.

 

In technischer Hinsicht verdient die anscheinend kühne und doch so feste Construction die grösste Aufmerksamkeit. Die Pfeiler, welche die Kuppel und den Hauptthurm tragen, stehen, wie die beiden Grundrisse (Bl. I.) zeigen, ganz frei. In den oberen Stockwerken (Bl. II.), wo dieselben mit den das Mittelschiff einschliessenden Mauern zusammenhängen, sind dieselben durch die innere, und über derselben durch die äussere Galerie ganz durchbrochen. So kühn und leicht diese Anordnung ist, so vorsichtig sind die letzten Punkte der Gewölbreihen verwahrt und geschlossen, indem die starken Strebepfeiler und Mauern des Chors, die Treppenthürmchen an den Armen des Kreuzes, und die beiden Hauptthürme der Westseite feste und unverschiebliche Puncte bilden, welche obgleich nicht bemerkbar im Inneren der Kirche, doch den verhältnissmässig leichteren Theilen des Inneren als Stützpunkte dienen.

 

Bemerkenswerth scheint ferner, wie die Mauern oberhalb der Logen fast ganz auf den Rippen der Gewölbe stehen. Zum Theil ist dieses auch mit den Strebepfeilern der Fall.

 

IX. Der Taufstein

 

anscheinend gleichzeitig mit der Kirche errichtet, ist merkwürdig durch seine Grösse und eigenthümliche Anordnung. Die daran befindlichen Darstellungen, mit Ausnahme der Mittleren, die Taufe Christi vorstellend, dürften zum Theil wohl etwas schwierig zu erklären seyn.

 

X. Innere Perspektive der oberen Logen.

 

Der Standpunkt für diese Zeichnung ist in der südlichen Logenreihe genommen. Man sieht aus derselben auf der linken Seite einen Theil des Mittelschiffs.

 

XI. Details der Bogen und inneren Galerien.

XII. Aeussere Ansicht der Kirche von der Ostseite.

 

Der Standpunkt für diese Zeichnung ist am Ufer der Lahn unweit einer Mühle genommen. Von hier aus erscheint das Gebäude in seiner völligen Grossartigkeit; ich erinnere mich weniger Gebäude deren äusserer Anblick so malerische und schöne Wirkung machten, als diese Kirche von hier aus gesehen. Die kleinen nur bis zum Dache aufgeführten Thürmchen am südlichen Arme des Kreuzes sind hier als vollendet dargestellt. Es lässt sich erwarten, dass bei der ausgezeichneten Bestimmung, die diese Kirche durch ihre Erhebung zur Domkirche kürzlich erhalten hat, die Ausführung dieser nur unbedeutende Kosten verursachenden, aber zur Vollendung des herrlichen Gebäudes durchaus nöthigen Arbeit nicht mehr entfernt seyn wird.

 

 

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XIII. Grundriss der St. Paulskirche zu Worms.

 

Diese Kirche zeichnet sich zwar nicht durch ihre Grösse aus, und blos das Chor und die Westseite derselben sind alt, aber diese Ueberbleibsel sind durch ihren Styl und die Schönheit der Ausführung bemerkenswerth. Sie verdienen daher sehr in einer Sammlung aufgenommen zu werden, welche, wie die vorliegende bestimmt ist, eine Folgenreihe und Entwickelung der verschiedenen Baustyle darzustellen. Die Erbauung der Kirche fällt nach der Chronik in das Jahr 1016 unter die Regierung Kaiser Heinrich II.

 

Bischof Burkard, der Erbauer des Doms, soll auch diese Kirche an der Stelle eines herzoglichen Schlosses aufgeführt haben, wofür dem Besitzer das damalige Dorf Bruchsal abgetreten wurde. Im Jahr 1261 brannte die Kirche ab, was aber auf die hier abgebildeten Theile derselben bei ihrer soliden Construction keine besondere Wirkung gehabt haben kann.

 

Vergleicht man die einzelnen Theile des Gebäudes, so wird es wahrscheinlich, dass die Seitenthürme der älteste Theil desselben sind, und wohl der zuerst erbauten Kirche angehört haben.

 

Wenig neuer dürfte das Chor seyn. Der gänzliche Mangel der Spitzbogen, der antike Charakter der Verzierungen so wie die Wölbungsart der grossen Chor-Nische ohne Kappen und Rippen, scheinen auf hohes Alter schliessen zu lassen, während die Vorhalle mit ihrer Fensterrose den schlanken Capitälern und den Spitzbogen an den inneren Gewölben offenbar schon den Uebergang zur Bauart des dreizehnten Jahrhunderts zeigt.

 

A. Das Chor mit Nischen in der Umfangsmauer.

B. Dasselbe auf der Höhe der Fenster dargestellt.

C. Dasselbe über den Fenstern, mit der es umgebenden kleinen Galerie.

D. Vorhalle, mit hohem Kuppelgewölbe über derselben.

E. Dieselbe im oberen Stock, mit dem Verbindungsgange zwischen den beiden Seitenkapellen.

F. Grundriss der Kuppel über dem Gewölbe.

G. Grundriss derselben unter dem Gewölbe.

H. Treppenthürme von älterer Bauart.

I. Oberer Grundriss derselben.

K. Hauptthüre, vor welcher ehemals ein gewölbter offener Vorplatz war.

L. Profil der Glieder des Thürbogens über den Säulen.

M. Grosse Fensterrose.

N. Profil derselben in grösserem Maasstabe.

O. Schiff der Kirche von moderner Bauart.

P. Kloster.

 

XIV. Aufriss der Westseite.

 

Der Haupteingang der Kirche sollte, wie dieses der Anfang der Bogen und die Widerlagen deutlich macht, mit einer gewölbten, an allen Seiten offenen Vorhalle

 

 

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versehen seyn. Ob dieselbe abgebrochen oder nicht zur Ausführung gekommen ist, lässt sich mit Gewissheit wohl nicht entscheiden. Doch möchte nach der an Ort und Stelle darüber gemachten Untersuchung die erstere Meinung mehr für sich haben. Aehnliche Vorhallen sollten zu Worms auch die nördliche Thüre am Dome und die westliche Hauptthüre an der Martinskirche haben, wie dieses der Anblick derselben zeigt.

 

Die Anordnung der Westseite der Kirche mit der Kuppel über dem Haupteingange, den Kapellen zu den Seiten und den zurückliegenden beiden Treppenthürmen ist, so viel mir bekannt, höchst selten. Nur die Westseite des Doms zu Speier war den alten Abbildungen zufolge auf ähnliche Art gebauet.

 

Die ganz von Mauerwerk aufgeführten Kuppeln der oben erwähnten Treppenthürme scheinen vollkommen neugriechisch; eine kleine sehr alte Kirche zu Athen, welche durch die Architecten, Herren Heger und Hübsch, aufgenommen ist, hat fast ganz dieselbe Kuppel; dieses wird auch um so weniger auffallen, als der Geschichte zufolge die Kaiserin Theophania, Tochter des byzantinischen Kaisers Romanos und seit dem Jahre 983 die Vormünderin Kaiser Otto's III., Worms mit Bauen verschönert haben soll und vielleicht griechische Architecten an den Rhein brachte.

 

XV. Aufriss des Chores.

 

Das Aeussere sowohl als das Innere dieses Chores ist von vortrefflicher Arbeit und schöner Wirkung. Die Details der Verzierungen folgen auf dem XVII. Blatte.

 

XVI. Durchschnitt der Vorhalle mit dem Aufriss des Chores von Innen.

 

Dieser Durchschnitt, welcher einen deutlichen Begriff von der Bauart des Inneren der Vorhalle und des Chores gibt, zeigt zugleich die Verschiedenheit des Styls an beiden.

 

XVII. Details.

 

Die untere Reihe stellt ein Kapitäl, einen Säulenfuss und einen Friess aus dem Inneren des Chores vor; die über denselben befindlichen vier Kapitäle sind von der das Chor umgebenden äusseren Galerie genommen. In den beiden oberen Reihen sind Details der Thüren und der Vorhallen dargestellt.

 

XVIII. Innere perspektivische Ansicht der Kirche zu Limburg.

 

Dieselbe ist bestimmt, einen Begriff von der Wirkung des Inneren zu geben; die moderne Kanzel so wie die Kirchenbänke sind jedoch als störend hier weggelassen.

 

 

 

 

 

Quelle:

Moller, Georg; Gladbach, Ernst: Denkmähler der deutschen Baukunst (Band 2,2): Die Domkirche zu Limburg an der Lahn und die Kirche des Heiligen Paulus zu Worms: mit XVIII Kupfertaf. — Darmstadt, [1826-28]

 

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https://doi.org/10.11588/diglit.8368#0002

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