Auszug aus Heinz Röhr: "Unser Jagdfries"

Auszug aus Heinz Röhr: "Unser Jagdfries"
veröffentlicht in:
Der Dombote Nr. 9  Sept./Okt. 1988 S. 13-14

"Unser Jagdfries

 

Sie kennen ihn alle - unseren Jagdfries an der Ostwand des Kaiserdoms. Sie werden ihn auch sicher einmal genauer betrachtet und staunend vor dem mittleren Bild gestanden haben, das einen an den Füßen gefesselten Jäger zeigt, dem zwei Hasen auch noch die Hände binden. was hat dieses zentrale Bild zu bedeuten? Zweifellos wollte der Künstler nicht einfach die Freuden der Jagd darstellen. Dafür hätte ihm die Kirche nicht jenen bevorzugten Platz an der Hauptapsis, hinter dem im Innern der Hauptaltar steht, zur Verfügung gestellt. Es genügt auch nicht - wie das oft geschehen ist nur eine Darstellung der “verkehrten Welt“ zu sehen, wo alles auf den Kopf gestellt zu sein scheint. Das in späteren Jahrhunderten sehr beliebte Motiv der “verkehrten Welt“ ist nur eine formale Aussage über den Jagdfries, was er für den christlichen Menschen, für den er geschaffen wurde, aussagen will, wird dadurch nicht er- klärt. Die Hauptschwierigkeit für eine Deutung seines Sinngehalts liegt darin, daß es in der gesamten romanischen Kunst, weder in Deutschland, Italien, Frankreich oder Spanien, ein vergleichbares Werk gibt. Der Jagdfries von Königslutter ist absolut einzigartig. Bilder einer Hasenjagd sind in der Kunst nicht selten. Sie kommen schon im Altertum bei den Assyrern vor und waren im Mittelalter häufig. Am ähnlichsten ist der Jagdfries an der romanischen Kirche von St. Zeno in Verona. Auf der Aushangtafel am Löwenportal sind die Jagdfriese von Königslutter und Verona nebeneinander zu sehen, so daß sich jeder davon überzeugen kann, wie sehr sie einander gleichen. Man beachte nur die zierlichen Rosetten, den Hund, der einen Hasen ergriffen hat, oder den Horn blasenden Jäger. Mit Recht hat man aus diesen auffallenden Ähnlichkeiten schon vor fast einhundert Jahren den Schluß gezogen, daß ein italienischer Bildhauer den Jagdfries von Königslutter geschaffen hat. Neuere Untersuchungen lassen es möglich erscheinen, daß es vielleicht sogar der berühmte oberitalienische Meister Nicolaus selbst gewesen ist, der ihn gestaltete. In einer Beziehung unterscheidet sich allerdings der Jagdfries von Verona von dem in Königslutter. Ihm fehlt wie allen übrigen romanischen Jagdfriesen, die erhalten geblieben sind das zentrale Bild von dem gefesselt unter den beiden Hasen liegenden Jäger. Gerade diese Darstellung aber bildet den Kernpunkt der Aussage, die der Jagdfries dem christlichen Menschen machen will. Viel ist darüber gerätselt worden. Man hat in den Hasen Symbole des bedrängten, schließlich aber doch siegreichen Christentums, in dem Jäger den in seine Sünden verstrickten Menschen oder den vom Menschen überwältigten Teufel sehen wollen. Eindeutig läßt sich das nicht entscheiden. Hierzu ist uns die Zeit, in der der Jagdfries entstand, zu fern. Nur eines erscheint sicher: Der Jagdfries will dem christlichen Menschen in irgendeiner Form eine Heilwahrheit verkünden, die ihm helfen soll, die Nöte des Lebens zu überwindenund zu Gott zu kommen.

 

Heinz Röhr"





Die Ornamentik unserer Außenapsis

(Verfasser: Otto Kruggel, Königslutter)

Es ist erfreulich, im "Domboten" Nr; 9 zu lesen :"Nur eines erscheint sicher: Der Jagdfries will dem christlichen Menschen in irgendeiner Form eine Heilwahrheit verkunden, die ihm helfen soll, Nöte des Lebens zu überwinden und zu Gott zu kommen." Solange aber nicht erkannt wird, welche Lehre Lothar als Kaiser und "admonitor", als Mahner zum christlichen Leben, dort für alle Zeiten einmeißeln ließ, bleibt Unsicherheit und damit Raum für die absurden lnterpretationen, die den "Kirchenbau ausschließlich mit profanen Bildern geschmückt" sehen. In der Zeit des Nationalsozialismus erschien eine Flut von solchen Fehldeutungen, in denen die antikisierende Blattmaske der Nordkonsole eines ausgefallenen Bleiauges wegen als Odin oder Wutan gedeutet und Kaiser Lothar zum Anhänger des Germanenglaubens erklärt wurde. Am Eingang trugen dann "Hugin und Munin, die Raben Allvaters Odin als Gedanke und Erinnerung den Ring der Zeit in ihren starken Schabeln." Die Wurzel-Jesse-Darstellung im Westgewölbe wurde zum Lebensbaum und St. Christopherus zum Fahnenträger umfunktioniert. Noch immer konnen einige alte Lutteraner nicht von diesen Deutungen aus ihrer Jugendzeit lassen. Seit 1985 gibt es eine neue Deutung dieser angeblich "ausschließlich profanen Bilder", deren letzter Satz lautet: "In dem Bewußtsein der Überlegenheit aufgrund eines besonderen Wissens, wird der urbane Künstler sich einen Spaß daraus gemacht haben, den sächsischen 'Bauern' ein Opus Hermeticum vor die Nase zu setzen; mochten sie damit anfangen, was sie wollten; vielleicht ist ihnen das Namensrätsel sogar als christliche Allegorie 'verkauft' worden - noch heute fällt man darauf herein!" Das Opus Hermetikum dieses angeblichen damaligen städtischen Spaßvogels, der die simplen sächsischen Bauern samt ihrem Kaiser so "sinnig" hereingelegt habe, ist nach Meinung des jetzigen eine "Individualübersetzung" des Namens des damals populärsten Heiligen. Das Individuelle besteht darin, daß sie falsch ist. Statt des Namens des Heiligen soll ein Steinmetz, der nie hier arbeitete, ein eigens vom Verfasser dieser Deutung erfundenes Wort übersetzt und diese Erfindung als sein Signum dem Kaiser und Kloster als christliche Allegorie verkauft haben!!! Auch heute sind junge Leute von dieser erneuten "unchristlichen" Deutung begeistert. Vielleicht wird aber endlich erkannt, daß Kaiser Lothar seine Triumph-, Sühne-, Mahn-und Grabeskirche nicht für einige sächsische Bauern errichten ließ, sondern den Fürsten des Reiches, den Pilgern und Handelsleuten aus aller Welt und für alle Zeiten ein weithin sichtbares Zeichen an der alten Handelsstraße nördlich des Elms setzen und diese zur Königsstraße ausbauen wollte. Ebenso standen die Kaiserdome von Aachen, Magdeburg und Speyer an wichtigen Verkehrsadern des Reiches. Den Bau dieser einzigen kaiserlichen Grabeskirche des 12. Jh. konnte der 60 jährige Kaiser selbstverständlich nicht einem urbanen italienischen Spaßvogel anvertrauen. Die Baumeister der großen romanischen Kirchen waren Bischöfe. Unter den bauerfahrensten von ihnen müssen wir den Architekten unserer Stiftskirche suchen. Zwei Bischöfe im Reiche Kaiser Lothars werden in zeitgenössischen Quellen "architectus" genannt. Beide hatten beste Beziehungen zum Kaiser. Welchen wählte er? Wenn wir das wissen, wissen wir auch, wer dem Bauherrn die Aussagen des Bildwerkes absegnete. Daß er zur Ausführung in Oberitalien geschulte Steinmetze verpflichtete, wurde schon vor 100 Jahren erkannt. Meister Nikolaus kann nicht dabei gewesen sein, da er von 1135 bis 1139 an drei großen Kirchen in Ferrara und Verona arbeitete und signierte. Einen Jagdfries gibt es allerdings an San Zeno in Verona nicht und die in der Form unserer Außenapsisornamentik verkündete Heilswahrheit richtet sich nicht nur an den christlichen Menschen. Sie richtet sich an alle. Zuerst wollte der Kaiser dieses opus eximium selbstverständlich den weltlichen und geistlichen Fürsten seines Reiches präsentieren. Dann sollte der reiche Reliquienschatz viele Pilger nach Königslutter führen, die diese neue Form der Darstellung biblischer Botschaft bewundern und ihre Aussage beherzigen sollten. Nach Augustin bedeuten solche Bildwerke das, was man sieht. So ist es auch hier.



(Fortsetzung folgt)

Veröffentlicht in:
Der Dombote  3. Jahrgang  Nr. 14  Juli/August 1989  S. 11-12

 

 

 

 

Die Ornamentik unserer Außenapsis (Fortsetzung)



Man sieht an diesem Chorhaupt des letzten romanischen Kaiserdomes eine waagerechte wie senkrechte Dreigliederung durch Bogen- und Blattfriese, Fenster, Lisenen und Dienste, in die Konsole, Rosetten, Jagddarstellungen und eine Löwen-Widderprotome gediegen einbezogen und eine unvollendete Inschrift unpassend eingemeißelt wurden. Der sog. Jagdfries und die Inschrift sind das bekannteste und zugleich verkannteste dieses hervorragenden Werkes, dem sein gemäßes Gegenüber bis heute fehlt. Seine Spitze, der bauliche und bildliche Schlußstein, wurde und wird selten gesehen. Wenn man aber am Allerheiligsten eines christlichen Bauwerks den Blick nicht erhebt, kann man seinen Sinn nicht erfassen. Letztlich liegt er immer in einem Bibelwort. Reicht die ikonographische Tradition zur Erklärung eines Bildwerkes nicht aus, weil es Neuschöpfung war und nicht Zeichen wurde, muß man diese im Zeitgeist suchen. Nach 1130 wurde im Stift Ochsenhausen bei Ravensburg das sog. "memento mori" (Gedenke des Todes), eine gereimte Bußpredigt niedergeschrieben, die um 1080 von "einem Noker" gedichtet wurde, der wahrscheinlich mit dem Abt Noker von Zwiefalten identisch ist. Dieser wirkte an der Hirsauer Reformbewegung angeblich mit. Jedenfalls entsproß das Gedicht dem für diese Bewegung typischen Eifer religiöser Erneuerung und Erfassung auch der Laienwelt. Durch die Rahmung des wichtigen Mittelteils in zwei Strophengruppen ähnelt sein Aufbau dem unseres Jagdfrieses. Auch Noker will aus einem Motiv heraus Grundforderungen christlicher Lehre eindringlich machen. Überträgt man die Auslegung seines Bildes: " Ir bezeichint alle den man..ter bovm bezeichint tisa werlt”  auf das Jagdmotiv, dann hieße es: Ihr alle seid durch den Jäger versinnbildlicht...  das Wild versinnbildlicht diese Welt." Und tatsächlich, diese Jagd ist kein Spaß oder Sport des Adels, sondern alle sind da symbolisiert durch den Jäger im Schiton, dem zeitlosen hemdartigen Gewand. Wie dieser Jäger werden alle von dem gebunden, dem sie nachjagen, und ihm letztlich unterliegen. Am Schluß des geschriebenen "Memento mori" heißt es:"..also lango wir hie lebin, got habit uns selbwala gegibin." Diese Forderung, von gottgegebener Selbstwahl Gebrauch zu machen, solange wir leben, resultiert auch aus unserem gemeißelten "Memento mori." Mit jedem Tun entscheiden wir uns für Gut oder Böse, erfüllen wir Gottes oder des Teufels Willen. Wer sich für das entscheidet, was Gott will, nur an ihn sich bindet, ihm sich völlig unterwirft, der wird nach dem Jüngsten Gericht von Christus beschützt wie das Schaf vom Löwen an der Spitze dieser aufgegipfelten Apsisornamentik, dem Paradies entgegenschauen. Sich an Christus binden, sich ihm voll zu unterwerfen, ist die einzige Voraussetzung für den Sieg des Menschen, für sein ewiges Leben. Was die Portallöwen dem Eintretenden sagen sollen, hier wird es wiederholt, neu versinnbildlicht und auch dem vor Augen geführt, der nicht eintreten will. Wir wissen, daß der Bau der Kirche und das klösterliche Leben in Königslutter hirsauisch geprägt wurden. Müßte es die Bauornamentik dann nicht auch sein ? Als Bibeltext dazu wird das damals besonders beachtete Buch der Weisheit in Betracht kommen. Im Kap.6,11 heißt es: "Denn wer die heilige Lehre heiliglich behält, der wird heilig gehalten, und wer dieselbige wohl lernet, der wird bestehen." Alles andere Tun dient dem Teufel, und die Menschen sollen bedenken: "Womit jemand sündigt, damit wird er auch geplagt" (Kap. 11,16). Sie sollen nicht: "...allerlei Götzen der Heiden für Götter halten" (Kap.15,15). "Dazu ehren sie auch die allerfeindlichsten Tiere, welche, so man sie gegen andere unvernünftige Tiere hält, sind sie viel ärger" (Kap.15,18). Diese beiden Bibelstellen erklären die 12 Götzen- und Tierkonsole grundsätzlich. Mit Hilfe weiterer Bibelstellen und der Mythologie des Altertums ist jede genau zu erklären. Dieses hervorragende Werk, wunderbar durch manigfaltiges Relief, so nennt es die nachträglich spiegelbildlich eingemeißelte und unvollendete Signatur des Meisters von Königslutter, wurde nach antiken Gestaltsvorbildern gearbeitet. Nur das Mittelbild ist seine Kreation. Er meißelte es zusammen mit dem Hirsch, dem edelsten der dargestellten Tiere, und zwei Rosetten in einen Quader von 3.63 m Breite. Das sind genau 13 Fuß. Ob diese Zahl, ähnlichen Beispielen folgend, der Buchstabenzahl seines Namens entspricht? Er durfte ihn nicht einmeißeln. da er nur das östliche Drittel der Kirche baute bzw. ornamentierte und deshalb in dieser Ersatzstelle auch nur ein Drittel seiner für das Tympanon des Hauptportals geplanten Signatur hinterließ. Die Spiegelschrift war aus Gründen der Seitensymolik nötig.



Otto Kruggel

Fortsetzung folgt

veröffentlicht in:
Der Dombote 3. Jahrgang  Nr. 15  Sept./Oktober 1989  S. 17-18




Die Ornamentik unserer Außenapsis (2. Fortsetzung)

Verfasser: Otto Kruggel


Ganz offensichtlich war ursprünglich keine Inschrift zwischen den Jagdfriesbögen und der Akanthusblattwelle vorgesehen. Der Meister hätte sonst den Zwischenraum breiter gehalten und ein Schriftband stehenlassen. Er tat es nicht, weil er ja, wie üblich, im Tympanon des Hauptportals oder seinem sonstigen Hauptbildwerk im Westen signieren wollte. Daß ihm nur am östlichen Drittel des Baues zu arbeiten möglich war, konnte er bei Baubeginn nicht wissen. Als nach dem Tode des Kaisers und der Kaiserin die Bauarbeiten am Ansatz des Langhauses eingestellt werden mußten, war eine Signatur des Meisters nur am Ostteil möglich. Da er nur an einem Drittel des Baues arbeitete, meißelte er in dem bis dahin geschaffenen Hauptbildwerk auch nur ein Drittel seiner Signatur ein. Ihr Schema ist bekannt. In drei gereimten Doppelversen, sog. leoninischen Versen, wird da erst das Werk und dann der Künstler benannt. Der dritte Teil enthält die Bitte des Künstlers an die Betracher oder den, bzw. die Heiligen der Kirche, sich für sein Seelenheil bei Christus einzusetzen. Nach der Seitensymbolik gehört die Fürbitte in den Süden, von wo nach Hab.3.3 der Herr kommt. Aus gleichem Grunde werden im Vierungsturmfries Christus und Maria im Süden, Kaiser und Kaiserin im Norden dargestellt. Bei Inschriften an Westfassaden, wo das Schema ja entstand, endet die Signatur mit Fürbitte im Süden. Bei Inschriften am Ostteil käme sie bei normalem Schriftverlauf aber unzulässigerweise in den Norden. Dies zu verhindern, drehte der Meister seine Inschrift einfach um. Deshalb lesen wir sein Lob des Werkes spiegelschriftlich: + HOC O PVS EX I MI VM VA RI O CE LA MI NE MI RVM + SC. Dafür sind zwei Ubersetzungen möglich, weil im Latein des 12. Jh. 'celamen' sowohl für 'Relief' wie auch für 'Verhülltes, Ver- borgenes' gebraucht wurde. Sicher kannte der Künstler beide Bedeutungen. Die Doppeldeutigkeit muss ihm recht gewesen sein. Andernfalls hätte er dieses Wort vermieden. Das Rätseln am Sinn seines vielfältigen Reliefs bewies, wie sehr diese zweite Bedeutung zutrifft: "Dieses hervorragende Werk, wunderbar durch vielerlei Verbergen..." Auch beim folgenden SC, den einzigen Buchstaben des Teiles für Namensnennung scheint der Künstler sich einer Doppeldeutigkeit bewußt gewesen sein. Könnte dieses immer als angefangenes sculpsit gedeutete Kürzel nicht sein Monogramm sein? Verhüllt durch die Vordergründigkeit der sculpsit-Deutung blieb das Gemeinte aber zu Verhüllende unerkannt. Sogar der breiteste Quader des gesamten Baues blieb bisher unerkannt, obwohl dessen berühmtestes Bild daraus gemeißelt wurde. Wenn der Künstler wirklich die Buchstabenzahl seines Namens in der Fußzahl der Quaderbreite "verbarg", dann bietet sich als Lösung der beiden verhüllten Mitteilungen nur ein Name mit 13 Buchstaben zum Monogramm SC an. Welchen anderen Sinn könnte dieser außergewöhnliche Quader sonst haben? Als Hasen- bzw. Kaninchenbesieger sah sich sein Schöpfer, wie man sieht, keinesfalls. Sein Meisterstein reicht von Süden her bis zum Mittelbild und enthält den Hirsch, der nach dem Physiologus ein Christussymbol und der Feind der Schlange ist. Und tatsächlich läßt der Meister seinen Hirsch auf die Schlange treten. Wenn dieser Meister sich in seine bildliche Aufforderung zur Entscheidung für die Nachfolge Christi einbezog, dann bezeugt dieser Quader, daß er sich als gottsuchende Seele im Sinne von Augustinus' Auslegung des Ps. 42.2 sah. Wer war dieser an antiken Gestaltsvorbildern geschulte Magister, der seinen Namen nicht einmeißeln durfte, weil er sein Werk nicht beenden konnte, ihn aber doch in verhüllter Form mitteilen wollte? Paulus, einer der Stammväter der römischen Cosmaten, hatte vier Söhne, die sein Gewerbe intensiv ausübten. Sie hießen Johannes, Petrus, Angelus und Sasso und signierten 1148 in San Lorenzo fuori le Mura, einer der sieben Hauptkirchen Roms als magistri. Wenn einer davon nach 1141 Sasso, d.h. der Sachse genannt wurde, läßt das die Annahme zu, daß er zuvor in Sachsen gearbeitet hat. Damals war der einzige Bau in Sachsen, an dem italienische Steinmetze arbeiteten, der kaiserliche in Königslutter. SC könnte also durchaus Sasso Cosmatus heißen. Sein Vater arbeitete 1116 für den Papst. Der für Entwurf und Ausführung nach hirsauer Bauschema zuständige Bischof, es kommt nur Otto von Bamberg oder Rudolf von Halberstadt dafür in Frage, konnte einen Meister aus dieser Familie für den Kaiser arbeiten lassen. Blattornamente bezeichneten damals das Paradies, den geschlossenen Garten. Dem entspricht die Anordnung der beiden Akanthusblattfriese im oberen, dem paradiesischen Bereich. "Man darf etwas Neues weder sagen noch lehren, das durch die Autorität der Schrift nicht gedeckt ist," forderte Rupert von Deutz 1130. Dieses Bildwerk entspricht dem.




veröffentlicht in:
Der Dombote  3. Jahrgang  Nr. 16  Nov./Dezember 1989  S. 17-18

 

 

 

Der Jagdfries am Dom

"Der Jagdfries am Dom
        von Heinz Hertel

In KönigsIutter an dem Dom
kann man in Stein betrachten,
wie Hasen einerı Jägersmann
gefesselt und verlachten.

Die Füße sind gebunden schon,
die Hände folgen dann.
Jetzt, Jäger, kriegst Du Deinen Lohn,
so rächt sich Mümmelmann.

Der Künstler woIIte hier in Stein
mit diesem Gleichnis sagen:
Es wird den Menschen binden das,
was meint er zu erjagen.

Zu Königslutter in dem Dom
läßt sich noch mehr besehen,
was damals, in der Lothar-Zeit,
passierte und geschehen.

Es ist der schöne Kirchenbau
ein Glücksfall für die Stadt.
Wohl dem, der einen solchen Dom
und Kaiser-Lothar hat."

Auszug aus Stadtbüttel der Stadt Königslutter
Ausgabe April 1997  S. 9