Gartenkunst Harbke

Orangerie Harbke
Orangerie Harbke

Harbke. Der "Tag der Parks und Gärten" wird am Sonntag, 10. Juni, deutschlandweit begangen. Aus diesem Anlass lädt die Gemeinde Harbke alle interessierten Gartenfreunde zu einem Vortrag in der Orangerie ein. Thema ist "Die Gartenkunst in Sachsen-Anhalt". Referentin ist Heike Mortell vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt. Der Beginn ist um 14 Uhr. Der Eintritt ist frei.

 

entnommen aus: Helmstedter Sonntag  Landkreise Helmstedt & Börde - Velpke vom 03.06.2012 Seite 16

 

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Blick auf die barocke Nischenwand aus dem Jahre 1745

 

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Geschichte der Orangerie Harbke

 

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Pomona - die römische Göttin der Baumfrüchte

 

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Vortrag von Heike Mortell am 10.06.2012 in der Orangerie Harbke

 

Heike Mortell stellte in ihrem Vortrag geschichtliche und denkmalpflegerische Aspekte der folgenden Parks und Gärten vor:

 

Schlosspark Harbke: Der etwa 6 ha große Schlosspark wurde ab 1740 als barocker Lustgarten angelegt und ab 1770 in einen Landschaftspark umgewandelt. In dieser Zeit hatte die "Harbkische Wilde Baumzucht" als überregionaler Pflanzenlieferant besondere Bedeutung. Markante und seltene sowie dendrologisch wertvolle und interessante Gehölze aus der Gründerzeit sind bis heute erhalten. Die in den Jahren 1830/31 im neugotischen Stil erbaute Orangerie ist Konzertkulisse, Standesamt und Cafè. (Quelle: www.gartenträume-sachsen-anhalt.de Veranstaltungsprogramm 2012)

Wallanlagen Gardelegen   http://www.gardelegen.info

Klostergarten Drübeck          http://tagungsstaette.kloster-druebeck.de/Unser-Kloster/klostergaerten.php

Barockgarten Hundisburg  und Landschaftspark Althaldensleben  http://www.schloss-hundisburg.de

Roseburg Rieder  http://www.roseburg-gartentraeume.de

Schlosspark Blankenburg   http://www.blankenburg.de/index.php?menuid=54

Schlosspark Ballenstedt   http://www.ballenstedt-information.de

Europarosarium Sangerhausen   http://www.europa-rosarium.de

Wörlitzer Anlagen                http://www.gartenreich.com

Schlossgarten Oranienbaum         http://www.oranienbaumexhibition.com

Irrgarten Altjessnitz   http://www.irrgarten-altjessnitz.de

Schlosspark Burg Scheidungen   http://www.schloss-burgscheidungen.de

Schlosspark Moritzburg Zeitz   http://www.schlosspark-zeitz.de

 

 

Die Sportjugend Harbke hat einen kleinen dendrologischen Führer des Schlossparks zusammengestellt:

 

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Wegeskizze Schlosspark Harbke

 

Verzeichnis der im Harbker Schlosspark befindlichen seltenen und wertvollen Gehölze

Nr. Name Erläuterung
1 Acer campestre Feldahorn, Maßholder
2 Acer platanoides Spitzahorn
3 Acer pseudoplatanus Bergahorn; auch mit panaschierten Blättern
4 Acer rubrum Rotblütiger Ahorn; Nordamerika
5 Aesculus hippokastanum Roßkastanie
6 Aesculus hippokastanum var. laciniata Roßkastanie; schlitzblättrige Form
7 Ailantus glandulosa Götterbaum; Ostasien
8 Alnus glutinosa Schwarzerle; Mitteleuropa
9 Betuna pendula Hängebirke
10 Betuna pendula var. fastigiata Hängebirke; mit pyramidaler Krone
11 Carpinus betulus Hainbuche, Hornbaum
12 Carpinus betulus var. incisa schlitzblättriger Hornbaum
13 Castanea sativa Edelkastanie; Südeuropa
14 Catalpa bignonioides Trompetenbaum; Nordamerika
15 Chamaecyparis nutkaensis Nutka-Zypresse; Nordamerika
16 Cornus mas Kornelkirsche
17 Cornus sanguinea Roter Hartriegel
18 Corylus avellana Haselnuss
19 Corylus avellana var. atropurpurea Bluthasel
20 Corylus colurna Baumhasel; Südeuropa
21 Crataegus monogyna Eingriffliger Weißdorn
22 Crataegus oxyacantha Zweigriffliger Weißdorn
23 Evonymus vulgaris Pfaffenhütchen
24 Fagus silvatica Buche
25 Fagus silvatica var. heterophylla spitzblättrige Buche
26 Fagus silvatica var. purpurea Blutbuche
27 Fraxinus excelsior Esche
28 Ginkgo biloba Ginkgo; China, Japan
29 Hedera helix Efeu
30 Ilex aquifolium Stechpalme
31 Juglans nigra Walnuss; Nordamerika
32 Larix decidua Europäische Lärche
33 Ligistrum vulgare Liguster
34 Liriodendron tulipifera Tulpenbaum; Nordamerika
35 Magnolia acuminata Gurkenmagnolie; Nordamerika
36 Magnolia glauca Magnolie; Nordamerika (glauca: [griech] = blau-grün)
37 Malus floribunda Blütenreicher Apfel; Japan
38 Philadelphus coronarius Pfeifenstrauch
39 Picea pungens var. glauca Stechfichte; Nordamerika
40 Pinus cembra Zirbelkiefer; Alpen, Karpaten
41 Pinus nigra Schwarzkiefer; Südosteuropa
42 Pinus strobus Weimouthskiefer; Nordamerika
43 Platanus hybrida Platane
44 Populinus nigra Schwarzpappel
45 Prunus padus Traubenkirsche
46 Prunus avium Vogelkirsche; Kl.-Asien, N-Afrika
47 Pterocarya caucasia Kaukasische Flügelnuß
48 Quercus frainetto ungarische Eiche; Südeuropa
49 Quercus petraea Traubeneiche
50 Quercus robur Stieleiche
51 Quercus robur var. atropurpurea Bluteiche
52 Quercus robur var. fastigiata Pyramideneiche
53 Quercus robur var. laciniata Schlitzblättrige Eiche
54 Quercus rubra Roteiche; Nordamerika
55 Robinia pseudoacacia Robinie; Nordamerika
56 Ribes alpinum Alpen-Johannisbeere
57 Sambucus nigra Schwarzer Holunder
58 Sorbus aucuparia Eberesche, Vogelbeere
59 Symphoricarpos racemosus Schneebeere; Nordamerika
60 Synringa vulgaris Flieder
61 Taxus baccata Eibe
62 Thuja occidentalis Lebensbaum; Nordamerika
63 Tilia cordata Winter-Linde
64 Tilia euclora Krimlinde
65 Tilia platyphyllos Sommer-Linde
66 Ulmus carpinifolia Feldulme
67 Viscum album Mistel (auf Linde)

 

Literaturhinweis zu den ältesten Ginkgos Europas:

Wolfgang H. Orlamünde: Gartenpraxis Nr. 5 / 2007 S. 37 - 43

LINK: http://www.planet-weimar.de/downloads/diealtenginkgos.pdf

 

Interessierte können sich auch anhand der Internetressource des Buches von Johann Philipp DuRoi "Harbkesche wilde Baumkunst" Bd. 2, erschienen 1800 unter folgendem LINK informieren:

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00034197

 

 

 

 

 

 

Tag des offenen Denkmals am 14.09.2014

Offenes Denkmal
Harbke. Auch die Gemeinde Harbke nimmt wieder am „Tag des offenen Denkmals" teil. Am Sonntag, 14. September, finden über den Tag verteilt einige Veranstaltungen statt: Jeweils um 10 und 14 Uhr wird eine öffentliche Parkführung angeboten. Treffpunkt ist an der Kirche St. Levin. Zu Beginn stellt Antje Kovrig die „Königin von St. Levin“, die Fritzsche-Treutmann-Orgel vor.
Eine Führung der besonderen Art wird um 11 Uhr offeriert. Den Besuchern wird die Möglichkeit gegeben den Schloss- und Wirtschaftshof zu besichtigen, welches ansonsten nicht möglich ist. Treffpunkt: Eingang zum Schlosshof.
Ab 13 Uhr besteht in der Orangerie im Schlosspark die Gelegenheit am Informationsstand des Arbeitskreises Tourismus und Ortsentwicklung und der Gemeinde Harbke zahlreiches Informationsmaterial sowie den Harbker Heimatkalender 2015 zu erwerben.
Um 14 Uhr wird Georg Brandes aus Schönebeck ebenfalls in der Orangerie einen Vortrag zum Thema „Goethes Reise zu Professor Beireis“ halten.
Der Eintritt ist frei. An diesem Tag hat das Orangerie Cafe im Park bereits ab 12 Uhr für seine Gäste geöffnet.

Quelle:
Helmstedter Sonntag vom 07.09.14  S. 18




Harbkes Kirchenpatron St. Levin

Kirche Harbke - Taufbecken
Kirche Harbke - Taufbecken

 


Von Otto Kruggel


Die Jahre seit Beginn der mühevollen und zu allmählichen Wiederver-
einigung sind zugleich für viele Menschen Jahre der Entdeckungen ge-
worden. Oft stehen die Besucher der neuen Bundesländer leider vor
verwüsteten historischen Stätten oder vor verschlossenen Türen von
solchen, die wieder hergestellt werden, aber unzählige Male stehen sie
erstaunt vor Bauten, Bildnissen oder anderen Belegstücken der Ver-
gangenheit, die von besonderem Geschehen und großartigem Wollen
und Wirken der Menschen in diesen Gebieten zeugen.
Solange uns Deutsche unsere gemeinsame Kultur verbindet, können
selbst unsere ärgsten Feinde, fremde Mächte und eigene Dummheit uns
nicht endgültig trennen, sagte ich in den Jahren der Teilung den Zwei-
felnden.
Der „Eiseme Vorhang", mit dem fremde Mächte uns trennen wollten,
geriet auf den Müllhaufen der Geschichte. Nun gilt es, zu verhindern.
daß eigene Dummheit weiterhin Trennung betreibe. Erfreulicherweise
wächst das wechselseitige Wissenwollen um diese gemeinsame Kultur
stetig und stark.


In dem kleinen Dorf Harbke bei Helmstedt, das wegen seiner Lage
im Sperrgebiet der DDR an der Zonengrenze 28 Jahre von der Umwelt
abgeriegelt und dessen schönes Renaissanceschloß dem Verfall preis-
gegeben war, ist neben den gräßlichen Relikten des Verwüstens und
Verfalls ein seltenes Zeugnis aus der Geschichte im Patrozinium der
Schloß- und Pfarrkirche erhalten.
Diese auf Resten eines romanischen Vorgängerbaues 1572 erbaute
evangelische Hallenkirche ist seit Verfall der 1747 abgerissenen Dorf-
kirche das einzige Gotteshaus des Ortes. Bis 1976 gehörte eine eigene
Pfarrstelle dazu. Danach wurde sie mit der von Sommersdorf vereint,
und neuerdings gehört Harbke zum Kirchspiel Hötensleben.
Seit dem Wegfall der Grenzen und der zentralistischen Reglemen-
tierung bemühen sich die neue Ortsverwaltung, engagierte Heimat-
kundler und der 1992 gegründete „Denkmalpflegeverein Harbke e.V.“
intensiv um Bewahrung der Kulturdenkmäler des Ortes.

Der Kirchturm von 1719 erhielt ein neues Dach, die wertvolle
Fritsche-Treutmann-Orgel von 1720 wurde 1993 wieder bespielbar ge-
macht und erfreute mit ihrem seltenen Klang wiederholt die Konzert-
besucher.
Die Kirche hat außerdem ein seltenes Patrozinium. Sie wurde dem hei-
ligen Levin geweiht. In dieser Schreibweise ist in den Hagiographien
kein Heiliger zu finden. Es ist in Deutschland auch keine andere Kirche
zu finden, die diesem Heiligen geweiht wurde.
Die Register der Heiligenfeste nennen für den 12. November unter
anderem Lebuin von Deventer und Livinus von Gent.
Lebuinus conf. (Livin, Lievin, Liebwin, Liafwin) kam um 770 aus
England zu Gregor von Utrecht, dem Schüler und Gehilfen Bonifatius`,
missionierte im Ijsselgebiet und in Sachsen, baute die erste Kirche in
Deventer und wurde kurz vor 780 durch Liudger dort bestattet.
Liudger. der Leiter der Friesen- und Sachsenmission und seit 805
Bischof von Münster, brachte den Lebuinkult in sein Kollegiatstift, das
spätere Benediktinerkloster Werden. Dort entstand um 850 die älteste
erhaltene Lebuinvita. ein seltenes Zeugnis der Sachsenmission.
Livinus ep. et mart. (Livinius, Lebuin, Liebwin, Liewine) von Gent
war der Legende nach Bischof der Schotten bevor er als Missionar nach
Flandern kam. Dort sei ihm von den Heiden die Zunge herausgerissen
worden, damit er das Christentum nicht weiter verkündigen könne, aber
wunderbarerweise wäre sie wieder nachgewachsen. Obwohl er bereits
um 650/60 in Escha bei Ninove in Flandem von Heiden getötet worden
sei, galt er im Mittelalter als identisch mit Lebuin von Deventer.
Selbstverständlich gelangte die Verehrung dieses Märtyrers der Sach-
senmission über das Stammkloster Werden in dessen Zweigstelle Helm-
stedt. Dies bezeugt das mittelalterliche Altarverzeichnis des Ludgeri-
klosters. Danach befand sich in der nördlichen Nische neben dem
Hauptaltar in der Felicitaskrypta ein dem Livinus und Blasius geweih-
ter Altar. Da das Kloster schon im 10. Jahrhundert Güter in „Herdbike"
besaß, scheint es keine Frage zu sein, auf welchem Wege Harbke zu
dem so seltenen Patrozinium seiner zweiten Kirche kam.
Es bleibt aber die Frage, wann und warum das geschah und wer es
entschied. Die Antwort darauf ist nicht überliefert. Nachrichten über die
Wahl der heiligen Patrone für Kirchen und Altäre und die Translation
der dazu erforderlichen Reliquien sind bis zur Mitte des 12. Jahrhun-
derts sowieso selten.

Im allgemeinen wurden Pfarrkirchen dem Heiligen des Bistums ge-
weiht. So war es auch mit der Pfarrkirche St. Stephan in Harbke, die
1268 erstmals erwähnt wird, aber wahrscheinlich schon 300 Jahre
früher gegründet und 1744 abgerissen wurde.
Das Stephanuspatrozinium für das Bistum Halberstadt hatte be-
kanntlich sein erster Bischof, Hildegrim (809-827), aus Châlons-sur-
Marne mitgebracht, von wo er als Bischof zur Sachsenmission auf-
brach. Wie sein zum ersten Bischof von Münster berufener Bruder
Liudgerus war auch er Abt des Klosters Werden/Helmstedt.
Bei herrschaftlichen Eigenkirchen bestimmte der Gründer den Titel-
heiligen. Dabei spielten meist Familientradition und Verwandtschafts-
bindungen die entscheidende Rolle. Eine solche Gründung war die
1368 erstmals genannte Schloßkapelle St. Liboinus. Der auf der Nord-
seite des Neubaus von 1572 erhaltene Rest der Wand des romanischen
Vorgängerbaus läßt die Gründung im 12.-13. Jahrhundert vermuten. Für
diese Zeit werden die von Vreden als Burgherren in Harbke genannt.
Vreden im Hamaland liegt in der Mitte zwischen Münster und De-
venter! Über die Berkel und Ijssel war es auf dem Wasserwege mit
Deventer verbunden. Dort war der Märtyrer Lebuin, der Heilige der
Region, beigesetzt und im 11. Jahrhundert eine neue monumentale
Stiftskirche St. Maria und St. Lebuin gebaut worden.
Es scheint nunmehr auch keine Frage mehr zu sein, warum man für
die zweite Kirche in Harbke diesen Heiligen aus Deventer wählte. Es
müssen demnach die von Vreden gewesen sein, die die zweite Harbker
Kirche im Burgbering errichten ließen. Vielleicht übernahmen sie aus
Deventer auch Anregungen von dem burgartig befestigten und mit
Wassergräben umwehrten Bischofshof, der gleichzeitig und im Zu-
sammenhang mit der Stiftskirche gebaut wurde. Sogar die Übernahme
und Ansiedlung von Bauleuten wäre denkbar. Diese Neusiedler hätten
dann ihre eigene Kirche mit ihrem heimischen Heiligen in der neuen
Heimat gebaut. Flämische Siedler durften ihr Erb- und Familienrecht
behalten, ihre Schulzen frei wählen und selbstverständlich ihren Got-
tesdienst in gewohnter Weise durchführen. Das nächstliegende Beispiel
für eine Wasserburg mit Kirche aus dem 12. Jahrhundert ist die Süpp-
lingenburg. Es bleibt aber noch die Frage, wie und wann die von
Vreden auf die Burg in Harbke kamen.
Thietmar von Merseburg berichtet im 7. Buch seiner berühmten
Chronik von der Ermordung des Grafen Wichmann III. am 6. Oktober

1016. Dieser Graf in Westfalen und im Düffelgau (um Kleve) war
Billunger. Thietmars Vetter Dietrich, damaliger Bischof von Münster
und Verwandter Wichmanns, geleitete dessen Leiche nach der Burg
Vreden und war sorgfältig bemüht, ihn bei seinen Vätern beizusetzen.
Damit sind zwar enge Verwandtschaftsbeziehungen zwischen Vreden
und Walbeck für das 11. Jahrhundert ersichtlich, aber wie und wann sol-
che zur Burgherrschaft der Vredener in Harbke führten, ist nicht belegt.
Leider sind auch bei den vielen Umsiedlerströmen von West nach
Ost in dieser Zeit keine Zielorte angegeben. Wiederkehrende Orts-
namen wie Walbeck, Esbeck (Asbeck), Rhode, Flechtorf lassen solche
Niederlassungen von Umsiedlern vermuten und könnten den Zeitraum
für die auch in unserem Falle denkbare einengen.
Einen anderen Anhalt für zeitliche Fixierung könnten wichtige poli-
tische Ereignisse bieten, die stärkere Befestigung der Burgen erforder-
ten. Auch die dabei praktizierte Art der Befestigung ist aufschlußreich
für die Bauzeit. Solche Fortifikationen waren in dieser Zeit und Gegend
auf jeden Fall nötig, als die sächsischen Fürsten sich 1073 in Hötens-
leben unter Otto von Northeim, Erzbischof Werner von Magdeburg und
Bischof Burkhard von Halberstadt zu einer Verschwörung gegen
Heinrich IV. trafen.
Ein anderer Nachbarort kann Vorstellungshilfe für die damals in
ländlichen Kirchen übliche Aufbewahrungsart der Reliquien des himm-
lischen Patrons geben. In der Kirche von Badeleben (12. Jahrhundert)
ist die alte Altarplatte erhalten geblieben. Sie ist an jeder Ecke mit ei-
nem Weihekreuz versehen und hat in der Mitte die Sepultur, die mit ei-
ner Marmorplatte verschlossen war. In der Burgkirche von Harbke. die
allein dem heiligen Levin geweiht war, wird seine sicherlich aus De-
venter überführte Reliquie in ähnlicher Weise im Altar verschlossen
worden sein.
In seiner Grabeskirche in Deventer ist Lebuinus nicht alleiniger, son-
dern Compatron der Maria. Auch bei den Altären in Helmstedt, Wolfs-
burg, Merseburg, Braunschweig, Bremen, Stadthagen, Peckelsheim ist
er Mitpatron.
Diese Patrozinien stammen wohl alle aus dem 15. und 16. Jahr-
hundert, als man die Wirkungskraft der Heiligen durch Anhäufung stei-
gern wollte. In dieser Zeit entstanden auch die Darstellungen des
Heiligen. Die berühmteste zeigt ihn, den Stadtpatron von Gent, auf dem
Mittelbild des Genter Altars der Brüder van Eyck als Bischof und Mär-

tyrer mit Pedum in der Linken und Zange mit Zunge in der Rechten.
Mit diesen Attributen und der Bibel auf dem Schoß ist er auf einem
Öl/Temperagemälde von Gerard Horenbout im Suermondt Ludwig
Museum in Aachen zu sehen. Eine Darstellung seines Martyriums von
Rubens befindet sich im Musée des Baux-Arts in Brüssel.
Wenn uns der heilige Levin heut noch was zu sagen hat, dann heißt
das: Nicht nur uns Deutsche verbindet eine gemeinsame Kultur, son-
dern auch uns Europäer!

veröffentlicht in:
Kreisbuch 1999 des Landkreises Helmstedt  S.69-74