Das große König-David-Fenster auf der Empore des Kaiserdoms

Sonderführung im Kaiserdom Königslutter
König David und Kaiser Lothar
Blickt man im Kaiserdom gen Westen, so strahlt einem im großen Fenster des Westbaus in leuchtenden Farben König David mit der Harfe entgegen.
Königslutter. Seit der Restaurierung des Kaiserdoms im 19. Jahrhundert ziert die biblische Gestalt das Emporenfenster hinter der Orgel. An den Tagen um die Mittsommernachtswende wird es spannend: Der Betrachter kann ein ganz besonderes Farbenspiel im Kaiserdom beobachten. Nur für kurze Zeit fallen die Strahlen der Abendsonne, die durch das David-Fenster dringen, direkt auf die Grablege Kaiser Lothars III. von Süpplingenburg.
Haben die Erbauer des Kaiserdoms diesen Effekt bei der Planung der Fensteröffnung so beabsichtigt oder handelt es sich nur um eine „zufällige“ Erscheinung, die im Laufe der vergangenen Zeit in Vergessenheit geraten ist? Wer war denn König David eigentlich, und warum ziert die Verglasung aus dem 19. Jahrhundert mit seiner Abbildung den mächtigen Westriegel des Kaiserdoms?
Besucher haben am Sonntag, dem 22. Juni, die Gelegenheit, diese besondere „Illumination“ des Grabes im Rahmen einer abendlichen Sonderführung zu erleben - vorausgesetzt, das Wetter spielt mit, und die Abendsonne senkt ihre Strahlen durch das König-David-Fenster in den Kirchenraum.
Anmeldungen für diese Führung (bis zum 16. Juni): Tourismusbüro der Stadt Königslutter, 05353/912202 oder 05353/912129 sowie kaiserdom@koenigslutter.de. Der Preis für diese Sonderführung beträgt 4 Euro pro Person.

Foto: Das große König-David-Fenster auf der Empore des Kaiserdoms

Veröffentlicht in:
Stadtspiegel 22. Jg vom 13.06.2014 11/14 S. 5

Adolf Lüders "Die Neuverglasung"

Die Neuverglasung.

Zu einer würdigen Ausstattung des Domes gehörte aber auch die Erneuerung der Fenster. Im Anschluß an die sehr einfach gehaltene Vermalung im westlichen Teile wurden auch hier die Fenster nur mit Kathedralglas versehen. Eine Ausnahme bildet jedoch das Fenster im mittleren Turmgebäude, das uns in prächtig wirkenden Farben den König David mit der Harfe zeigt.

 

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Die Fenster des Ostteiles weisen sämtlich kunstvolle Glasmalerei auf, die in den Glasgemälden der drei Apsidenfenster ihren Glanzpunkt erreicht. Das Licht vermag hier nur gedämpft in den Chorraum zu dringen, und ein magisches Dunkel umgibt den Beobachter. Durchbricht aber die klare Morgensonne die farbenprächtigen Scheiben, dann spiegelt sich das Licht in allen Farben wieder; wundersam wird der Raum erleuchtet, und das Auge wird entzückt sein über die Farbenpracht.

 

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Jedes der drei Apsidenfenster ist in drei Felder geteilt. Über dem ersten Felde befindet sich ein Halbkreis, in welchem die Bedeutung des ganzen Bildes symbolisch angegeben ist. So sieht man im Halbkreise des linken Fensters das Lamm und in den drei Feldern die Verkündigung der Geburt Jesu durch den Engel Gabriel; dann die Geburt des Heilands und im letzten Felde die Anbetung durch die Weisen aus dem Morgenlande.

Im Halbkreise des mittleren Fensters ist das Kreuz, hinweisend auf das Leiden und Sterben des Erlösers. Im ersten Felde zeigt sich die Kreuztragung, im zweiten die Kreuzigung und im dritten die Abnahme des Herrn vom Kreuze.

Der Halbkreis im rechten Fenster zeigt die Taube, als Sinnbild des heiligen Geistes. lm oberen Felde erblickt man die Auferstehung Jesu, im mittleren seine Himmelfahrt und im unteren die Ausgießung des heiligen Geistes.

Die drei Fenster weisen also in ihren Bildern auf die drei höchsten Feste der christlichen Kirche, auf Weihnachten, Ostern und Pfingsten, hin.

Bemerkt möge hierbei sein, daß die Zeichnungen zu diesen Gemälden von dem Hofdekorationsmaler Quensen in Braunschweig entworfen sind, während die Glasmalerei die Firma Henning & Andres in Hannover geliefert hat.

Nach jahrelanger ernster Arbeit ist so der Dom in neuer Pracht erstanden und ein Anziehungspunkt für viele Fremde geworden. Fast täglich kommen Kunstverständige und Laien, um dieses Meisterwerk romanischer Baukunst, das bedeutsam sowohl in kultur- wie auch in kunstgeschichtlicher Hinsicht ist, zu schauen und zu bewundern. Möge es noch Jahrhunderte erhalten bleiben; möge es aber auch stets eine Pflanzstätte echt christlichen Glaubens und brüderlich erbarmender Liebe sein und bleiben.





Auszug aus:
Der Kaiserdom zu Stift Königslutter.
Zugleich ein Führer durch diesen.
Unter geschichtlicher und architektonischer Berücksichtigung
beschrieben von Adolf Lüders.
Mit mehreren Abbildungen im Texte
im Anhange:
Die farbige Ausstattung des Domes durch Wand- und Glasmalerei in ihren Einzelteilen.
Einige Klostersagen und ein Verzeichnis der Aebte des Stiftes und der Pastoren an der Stiftskirche.

Königslutter. Druck und Verlag von Heinrich Lüders 1904  S. 58-59

 

Anmerkung: Die in den Text eingefügten Fotos wurden 2012 aufgenommen.