Dachboden und Dachstuhl des Hauptturms im Kaiserdom

Dipl.-Ing. Siegfried Lips

Am Rischbleek 33
38154 Königslutter
Tel.  05353 / 96 236
E-Mail: Siegfried.Lips@t-online.de



Zur Geschichte der Domwürfel

Im Jahre 2004 fanden umfangreiche Sanierungsarbeiten am und im Kaiserdom von Königslutter statt. Unter anderem wurden auch alle Holzdachwerke untersucht und teilweise erneuert.

Viele Hölzer wie z.B. Deckenbalken, Sparren oder Streben hatten im Laufe der Jahrhunderte vor allem im Kontakt mit Mauerwerk oder undichter Dachdeckung Fäulnisschäden entwickelt. Diese Teile mußten ausgebaut und durch neue Hölzer ersetzt werden. Dabei schneidet der Zimmermann sicherheitshalber etwas weiter in das „gesunde“ Holz hinein.

Ein Stück dieser herausgeschnittenen zu entsorgenden alten Hölzer konnte ich von den Zimmerleuten erwerben und ließ eine Scheibe altersmäßig bestimmen. (s. dendrochronologisches Gutachten des Deutschen Archäologischen Institutes in Berlin vom 05.08.2011)

Das Ergebnis lautete: Eiche, gewachsen von 1097 – 1293.

Es ist anzunehmen, daß der Eichenbalken um ca. 1300 in die Konstruktion des Vierungsturmes eingebaut wurde. Im Jahre 1235 - also genau 100 Jahre nach der Grundsteinlegung des Domes – war dieser Turm nämlich durch ein Feuer zerstört worden. Es ist davon auszugehen, daß die Dachstühle ca. alle 200 Jahre zu erneuern waren. Gut erhaltene Hölzer wurden in Zweit- und Mehrverwendung wieder eingebaut. So erklärt sich das relativ hohe Alter dieses Balkens, der in seiner Hauptlänge heute noch im Gesamttragwerk des Vierungsturmes seine Aufgabe erfüllt.

Da ich viele Personen – also die Familie, Freunde und Geschichtsinteressierte – an den Erkenntnissen teilhaben lassen wollte, habe ich mich entschlossen, das alte Balkenstück in kleine Würfel schneiden zu lassen und diese zu verteilen so lange der Vorrat reicht.

Fotos aus dem sanierten Turmdachstuhl und o.g. Gutachten kann ich auf Wunsch per e-mail senden.

Königslutter anno 2014

Siegfried Lips

 

Zeitzeugnisse zum Bauzustand (12. bis 14. Jh.)

Auszug aus „Die Chroniken des Klosters Königslutter“ von Klaus Nass 2001

[fol. 3v] Im Jahre des Herrn 1237 Hermann, der neunte Abt. Unter diesem Vater und unter den Herzögen Heinrich, Albrecht und Wilhelm von Braunschweig brannten am 31. März, am Montag nach Palmsonntag, unser Turm in der Mitte zwischen dem Chor und dem Westen, wie noch Spuren an den Mauern zeigen, und das ganze Kloster mit Schlafhaus und anderen Gebäuden nieder. Und von da an wurde unser Kloster von Tag zu Tag bedroht und sowohl in den geistlichen als auch in den weltlichen Gütern und in seinem Wachstum geschwächt, und dies wegen des Streits unter unseren jungen Fürsten und besonders wegen der Brandstiftung und Verwüstung und des Bürgerkriegs zwischen den Brüdern. Zuerst stachelten die Braunschweiger den Herzog Heinrich gegen seinen Bruder Wilhelm auf, später verstießen sie ihn mit anderen Fürsten und freien Herren. Auch verwüsteten sie mit Albrecht und Wilhelm die Burg Harliberg.

[fol. 4r] Im Jahre des Herrn 1243 Ludolf, der zehnte Abt. Dieser erhielt vom Halberstädter Bischof den Zehnten in Schoderstedt.
Im Jahre des Herrn 1253 Ludwig, der elfte Abt.

[fol. 4v] Im Jarhre des Herrn 1273 Johannes, der zwölfte Abt. Dieser kaufte vom Herzog Albrecht von Braunschweig für 120 Mark reinen Silbers das Gehölz, das in der Volkssprache „das Hainholz“ heißt, mit dem angrenzenden pflügbaren Herzberg, mit dem Zehnten und mit allem Recht, durch das wir ihn bis jetzt besitzen und auf ewig besitzen sollen. Derselbe Herr Abt erhielt von den drei Herzögen, den Brüdern Heinrich, Albrecht und Wilhelm, wegen der Not des Klosters und zur Unterstützung der Mönche die Pfarreien St. Fabian und Sebastian und St. Clemens in Unter- und Oberlutter mit den damit verbundenen Kapellen in Rottorf und Sunstedt. Dieselben drei Fürsten gaben der Kirche in Dedeleben unter der Herrschaft dieses Herrn Abtes die Vogtei über vier Hufen als Ausstattung. Diese Hufen besitzt der Rektor unserer Kirche, die der Leiter dieses Klosters bei Vakanz verleiht.

[fol. 5r] Im Jahre des Herrn 1291 Hermann, der dreizehnte Abt. Dieser erwarb einen Zins bei den Altermännern von St. Ulrich in Braunschweig. Dieser Abt kaufte von Ermbert von Sunstedt, genannt „der Schwarze“, das Mukshel und eine Wiese, die Osterwiscke heißt.
Im Jahre es Herrn 1295 Reiner, der vierzehnte Abt. Dieser eximierte die Kirche in Rottorf von der Kirche St. Clemens, ausgenommen das Beerdigungsrecht. Dieser Abt hatte einen Mönch namens Friedrich von Brunsrode, der später sein Nachfolger wurde. Dieser stattete mit Rat und Hilfe die Kirche St. Johannes des Täufers auf dem [Kloster-] Hof mit bestimmten Einkünften und Maltern aus, daß dort täglich eine Meßfeier abzuhalten sei. Mögen also diejenigen, die es angeht, darauf achten, daß sie sich gegenüber dem heiligen Johannes dem Täufer zu verantworten haben. Und der Halberstädter Bischof bestätigte diese Ausstattung und Messe, wie die Urkunde dieses Bischofs lehrt.

......

[fol. 8r] Im Jahre des Herrn 1393 wurde zum Abt dieses Klosters erbeten der ehrwürdige Herr und Vater, Herr Bertold Kegel aus dem Kloster St. Blasius in Northeim, der vierundzwanzigste Abt. Dieser Abt fand das Kloster ganz baufällig vor und durch Verschwendung gewissermaßen um alle weltlichen und geistlichen Güter gebracht, mit nur wenigen Brüdern. Zuerst ließ er die Ablässe dieses Klosters unter Papst Bonifaz IX mit Hilfe des ehrwürdigen Herrn Bischofs von Halberstadt erneuern. Ebenso ließ er die Kirchen St. Fabian und Sebastian und St. Clemens unserem Kloster inkorpieren, wie es in der Bulle Martins V. steht, und er tat viele großartige Dinge als Reformator sowohl der geistlichen als auch der weltlichen Güter nach der Anordnung des Baseler Konzils. Dieses Kloster hatte nach dem Brand wenige Leiter, die auf beiden Gebieten nützlich waren. Wenn einer etwas erwirtschaftet hatte, dann machte es der Nachfolger doppelt zunichte und verschwendete es. Wenn die Kirche und das Kloster nicht mit großen Steinen und Mauern massiv erbaut gewesen wären, hätte man sie schon lange zugrund gerichtet. Manche Gewölbe waren fast hundert Jahre ohne Dächer wie die Kirche St. Marien im Kreuzgang und einige Gewölbe in der Kirche hinter der Orgel. Aber dieser Vater und Herr Berthold stellte mit seinen Nachfolgern gewissermaßen alles wieder her. Während der Herrschaft dieses Abtes gab der gestrenge Bolden von Lelm zwei freie Hufen mit einem Hof, für den jährlich drei Gulden als Zins gegeben werden; für ihn und seine Verwandten wird jährlich eine Totenmesse im Konvent gefeiert. Eben dieser Abt tauschte einen Wald, „das Serlingholz“ genannt, gegen einen Hof in Nordsteimke mit allem Recht von denen von Mahrenholtz, wie die darüber ausgestellte Urkunde lehrt.

[fol. 9r] Im Jahre des Herrn 1431 Heinrich Witing, Mönch dieses Klosters, der fünfundzwanzigste Abt, gewählt nach dem Tod Herrn Bertold Kegels. Dieser baute die drei Türme mit Dächern wieder auf.
....“

Quelle: Klaus Nass: „Chroniken des Klosters Königslutter“ 2001 S. 29, 31, 33, 39, 41

Hinweis: Die nachträglichen Markierungen betreffen den jeweiligen Bauzustand und die Mittelverfügbarkeit des Klosters für Instandhaltungsmaßnahmen.