Königslutter 1135 in Conrad Bothos Cronecken der Sassen

Königslutter 1135 in Conrad Bothos Cronecken der Sassen p. 123
Königslutter 1135 in Conrad Bothos Cronecken der Sassen p. 123

 

Hinweis: Die "Cronecken der Sassen" wurde zwischenzeitlich vom Münchener Digitalisierungszentrum digitalisiert. Hier ist auch auf p. 112 Sassen Suppelinborch und auf p. 119 die Schlacht am Welfesholze dargestellt. Die Seite mit Königslutter liegt unter dem persistenten Link http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00025661/image_248

 

 

 

 

 

Christof Römer "St. Clemens und die Anfänge der Klosterkirche"

Auszug aus Veröffentlichung: „SONDERDRUCK AUS GERMANIA BENEDICTINA Band VI: NORDDEUTSCHLAND KÖNIGSLUTTER“
von Dr: Christof Römer
Herausgegeben zur 850-Jahr-Feier des Kaiserdomes Königslutter 1985


„Bau- und Kunstgeschichte
...

St. Clemens und die Anfänge der Klosterkirche: Das älteste bekannte Bauwerk im Gelände des Benediktinerklosters ist die Kirche St. Clemens, die Kirche der „feminae canonicae". Diese erscheint auf den Ansichten von 1654 und 1717 östlich oder nordöstlich des Chores der Klosterkirche; das Kirchenschiff stand bis 1752, der Turm bis 1821/1822. Ein überlieferungsgemäß aus St. Clemens stammendes Kapitell verwahrt das Braunschweigische Landesmuseum (VMB 5744a). Der bergfriedartige Turm war wahrscheinlich fast 25 m hoch auf der Grundfläche eines Quadrats von 8,40m Seitenlänge. St. Clemens hatte bis Ende des 16. Jhdts als Gemeindekirche von Oberlutter gedient und geriet in Verfall, seitdem die Gemeinde die Klosterkirche benutzte. Diese Clemenskirche war, ebenso wie der Neubau für das Benediktinerkloster, eine Kirche des Kaisers Lothar III. (als Rechtsnachfolger der Grafen von Haldensleben) und wurde zunächst von den Mönchen benutzt. Dies sollte für alle Erörterungen um die nicht oder noch nicht befriedigend sicher zu erläuternde Baugeschichte der Klosterkirche außer Acht gelassen werden. Der Grundstein für die Benediktinerkirche wurde - urkundlich gesichert - 1135 gelegt. Nach dem Zeugnis des Chronisten Otto von Freising wurde der Stifter, Kaiser Lothar III., am 31. 12. 1137 in seiner abbatia beigesetzt."

 

Herausgegeben von der
BAYERISCHEN BENEDIKTINER-AKADEMIE MÜNCHEN
in Verbindung mit dem
ABT-HERWEGEN-INSTITUT MARIA LAACH

 

 

Die Selbwala-Säule von Königslutter

Text aus "Memento mori" zur Willensfreiheit
Text aus "Memento mori"

 

Am 29. Juni 2010 kann der 875. Jahrestag der Grundsteinlegung für den Kaiserdom in Königslutter in dem würdig restaurierten Bau gefeiert werden, den Kaiser Lothar als seine Hauskirche in der geplanten Residenz des Reiches gründete.

 

Ein Freudentag für alle, die sich solche Sanierung seit langem wünschten und besonders für die, die alles ihnen Mögliche dafür taten. Dieser außergewöhnlich hohe materielle Aufwand rückt diese Stiftung des altersweisen Kaisers für die progressivsten Kräfte seiner Zeit in ein strahlendes Licht, das die Dunkelstellen in ihrer Geschichte deutlicher macht und damit zur Erhellung mahnt.

 

Nachdem nun endlich erkannt wurde, dass unser „Parthenon der deutsch-romanischen Baukunst“ (Uhde, 1904) die einzige Kirche ist, die ostentativ am Allerheiligsten und für alle lesbar das Göttlichste im Menschen verkündet, die Willensfreiheit, sollten den Besuchern in angemessener Form auch die wichtigsten Worte des zutreffenden Zeitzeugnisses mitgeteilt werden: also lango so wir hie lebin got habit uns selbwala gegibin.

 

Deshalb schlage ich vor, im Winkel zwischen nördlicher Langhaus- und westlicher Querhauswand ein Denk- und Mahnmal mit dieser Inschrift zu errichten, die „Selbwala-Säule“ von Königslutter. (s. Foto)

 

Damit würde diese bisher oft unsaubere Stelle zwischen Königs- und Klerikerportal würdig gefüllt und das Schlüsselwort für die Mission der lutterschen Mönche forschenden wie flanierenden Passanten deutlich dargeboten.

Selbstverständlich gehören der volle Text und das Wissen über das „Memento mori“ in das neue Kaiserdom- Museum oder in den Kaisersaal des Domes und in das Repertoire der Domführer.

 

 

Otto Kruggel

 

19.03.2007

 

 

Weitergehende Informationen zu „Memento mori“:

 

Der Text von „Memento Mori“ wurde im Kloster Ochsenhausen als vermutlich zwischen 1070 und 1080 entstandenes erstes deutschsprachiges Dichtwerk nach 1130 in einer Handschrift eingetragen, die auch das Ezzolied A enthält und in Straßburg bewahrt wird. Ob der in der Schlußzeile genannte Noker mit dem schweizer Mönch Noggerus-Notger identisch ist, der 1065 an der Neu- besetzung Hirsaus mitwirkte und von 1090 bis zu seinem Tode 1095 Abt des neugegründeten Klosters Zwiefalten war, blieb bisher unbewiesen, aber der Geist dieser ersten Proklamation der Willensfreiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit in deutscher Sprache entspricht ganz dem Reformprogramm der Hirsauer.

 

Auf den Text von „Memento mori“ kann unter der Rubrik „Kaiserdom >Kloster“ zugegriffen werden.

 

 

Dieser Text ist dem Buch „Religiöse deutsche Dichtung im Mittelalter“ Hrsg: Hans Joachim Gernentz

Seite 116-121 Union Verlag (VOB) Berlin 1964 entnommen.