Von Keyser Lutthern / Herzogen zu Sachsen

Keyser Lutther und Rixa in der Braunschweigisch Lüneburgischen Chronica T2 1584
Keyser Lutther und Rixa in Büntings Braunschweigisch Lüneburgischen Chronica T2 1584

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Von Keyser Lutthern / Herzogen zu Sachsen

Luder von Gottes gnaden / Hertzog und Churfürst zu Sachsen / der auch Lutther / und von den Welschen Lotharius genent wird / ist der sechste Herr / der auff Lüneburg regieret hat. Sein ehlich Gemahl war Fraw Rixa / Grafen Heinrichs von Northeim / und Marggräffinnen Gertrudis von Sachsen und Braunschweigs tochter / die hat im einen Son geboren / der hies Herzog Lüder / welcher jung gestorben ist / und zwo Töchter / Frewlin Gertruden / die dem stoltzen Hertzog Heinrichen aus Beyern zur Ehe gegeben / und demselbigen Hertzog Heinrichen den Lewen geboren hat / und Frewlin Mechtilden / die Landgraff Ludewigen von Düringen zu der Ehe ausgestewret worden. Es hat dieser Hertzog Lüder Churfürst zu Sachsen / die Lande Niedersachsen / Braunschweig / Lüneburg / Northeim und an der Weser / ingehabt / und regieret 32. Jahr von dem 1106. Jar nach Christi geburt bis auff das Jahr 1138. Er ist auch nach tödlichen abgang Keyser Heinrichs des Fünfften / im Jar 1126 zu einem Römoischen Keyser erkorn / und hat dem Reich 13 Jar sehr löblich und wol fürgestanden. Sonsten war er von nidriger geburt. Seine Mutter hat geheisse Fraw Hedewig / Herre Friedrichs von Florebach aus Beyern / Burgg zu Nürnbergs tochter die vorhin Graff Dietrichs von Arnsberg und

Was Keyser Lutther für herrliche thaten gethan habe

Westerland Gemahl gewesen / und nach desselbigen tode ist sie Graff Gebharten von Supplenburg / Herren zu Quernfurt Ehelich vermehlet / dem sie diesen einigen Son Keyser Luthern / Churfürsten zu Sachsen geboren hat / und daneben drey Töchter / deren eine Frewlein Uda / Graffen Sigfrieden von Burckhausen / welcher Anno 1104. zu Regenspurg im auffruhr entheuptet worden / und die ander Frewlin Rixa / einem Graffen zu Cleue / und die dritte Gertrud Graff Florentzen in Holland / und darnach Graff Ruprechten zu Flandern / Ehelich sind beygelegt und vertrawet worden. Es hat auch Keyser Lutther Freunde und Vettern gehabt / welche / ob sie auch wol nicht aus hohem Stam geboren / so sind sie doch gleichwol durch seine beförderung zu grossen Ehren kommen, Denn seines Vaters Brüder sind gewesen / Ertzbischoff Conrad zu Magdeburg / Ertzbischoff Burckhart zu Magdeburg / un Graff Gebhart von Quernfurt / der Anno 1126. in Behem erschlagen / und derselbigen Bruder Graff Heinrich zu Quernfurt.

Keyser Lutther der edle Churfürst von Sachsen / war von leibe und gestalt ein schöne und herrliche Person / mit einem grossen schönen Bart gezieret / und ein tapfferer starcker Held. In seiner jugend hat er gern im Bret gespielet / welches ihm darnach sein Lebenlang angehangen / daher er auch der Bretspieler ist genent worden. Er war Gottfürchtig und betet fleissig. Sanct. Bernharten der bey seiner zeit gelebet / hat er sehr lieb und werd gehalten / denselbigen Ratsweis gebraucht / und seinem Ratthe auch gern gefolget auch auff desselbigen vorbitte / den uberwundenen gerne verzin ehen und vergeben. Clöstern und Stifften hat er viel gutes gethan / Homburg und Altenstedt erweitert. Olsen bey Verden ernewert / und Lutther zuvorn ein Jungfrawen Closter / das ein Graff von Haldesleben gestiffftet / von newem auff / gar herrlich gebawet / und in ein Münnich Closter Benedictiner Ordens verendert / und auch ein newes Closter bey Chemnitz von grund auff gebawet. So wird auch Keyser Luttern dis zu sonderlichem lobe und preise nachgeschrieben / das zu seiner zeit ein newes Licht auffgangen sey und das es allenthalben nicht allein in Sachsen / sondern auch im gantzen Römischen Reich sehr wol gestanden habe / ein friedsame zeit / vorrath und uberflus in allen dingen / und einigkeit zwischen Geistlichen und Weltlichen Fürsten / auch friede zwischen Deutschland und Welschland gewesen sey. Er war ein weiser behertzter und Manhafftiger Keyser / das auch die Welschen Historici eins teil von im zeugen / er habe in seiner gantzen regierung das geringste nicht gethan / das man tadeln kunte.

Theodoricus Engelhausen saget / er sey ein liebhaber der Gerechtigkeit / und ein nachfolger der trefflichen Helden und Keyser des grossen Constantini / Caroli und Ottonis gewesen. So zeuget auch Bischoff Otto von Friesingen in seinem Chronico / das man gantz keinen zweiffel daran getragen hat / wenn er hette lenger leben und regieren sollen / das er das Reich wider in seinen vorigen standt und herrlichkeit hette bringen können. Gelerte Leut hat er sehr lieb gehabt. Die alten Römischen rechte / die er in Apulia gefunden / hat er den Gelerten zu Pisa geschencket / und durch ein fürtrefflichen Juristen Wernerum / den die Itali Irnerum nennen zusammen fassen lasse / in ein ordnung bringen und erkleren / hat auch befohlen nach demselbigen im Reich / Recht zusprechen.


Einfügung:

Irnerius gehörte zu den bedeutendsten Glossatoren des römischen Rechts, das in der Folge die Grundlage für das kontinentaleuropäische Privatrecht bildete (siehe de.wikipedia.org/wiki/Glossator Version 31.03.2013).

Die Stadt Bologna hat zum Gedenken an Irnerius eine Straße benannt.


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Er hat auch grosse lust zur Medicin gehabt. Auff eine zeit war er von einem Pfeil verletz am Fusse / dasselbe Wündlein heilet im ein Jude / als er nun denselbigen fraget / von wem er die Kust gelernet hette / hat im derselbige die Mauros / das ist / die weissen Moren sehr gerümet / wie sie so künstliche Leute in der Artzney / je und allewege gewesen weren / darumb hat Keyser Lutther befohlen / viel derselbigen Araber und Moren Artzneybücher / aus der Saracenischen Sprache ins Latein zubringen.

 

Einfügung:

Salerno verfügt über die älteste Medizinschule des Mittelalters in Europa. Die Familie Silvatico in Salerno brachte seit Anfang des 12. Jh. viele berühmte Ärzte hervor. Das Hauptwerk des Professors Matteo Silvatico an der Scuola Medica Salernitana "Opus Pandectarium Medicinae" - die "Pandette" - beschreibt Heilmittel aus einem einzigen Wirkstoff zumeist pflanzlicher Herkunft. Kein anderes Werk in Europa enthält so viele arabische Namen zur Beschreibung von Pflanzen des Mittelmeerraumes. Weitere Informationen zu dieser Medizinschule finden sich unter >Regione Campania sowie auf der Internetseite
http://www.museovirtualescuolamedicasalernitana.beniculturali.it



Er hat auch Stedte gebawet / nemlich Keysers Lutther am Rein / von Chemnitz in Meissen.

 

Einfügung:
Im Jahre 1136 stiftete Kaiser Lothar "der römischen Kirche zu göttlichem Dienste" ein Stück Land und schenkte gleichzeitig mit dem Boden auch alle Rechte des Besitzes auf dem Grund und und dem Handel. Mit der Umsetzung der Stiftung wurde der Benediktinerorden beauftragt. Die ersten Bewohner des Klosters waren Mönche aus dem Kloster Pegau bei Altenburg. Dieses bestand bereits seit 1096. Warum für das Chemnitzer Kloster gerade an dieser Stelle der Platz des Klosters gewählt wurde liegt auf der Hand: Der "bömische Steig" von Leipzig/Altenburg nach Prag kam in unserer Region einer Handelsstraße von Franken nach Schlesien sehr nahe und bot daher eine strategisch günstige Position.

Quelle: Historisches Chemnitz auf:

http://www.historisches-chemnitz.de/altchemnitz/kirchen/schlosskirche/schlosskirche.html


Was sol ich denn von seinen grossen herrlichen thaten sagen / und deren wegen er den grossen Helden und Keysern / Constantino / Carolo von Ottoni verglichen wird: Er hat wunder gros Glück gehabt wider seine Feinde / und offtmals mit wenig Leuten grosse thaten  ausgericht.

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Von Keyser Lutthers grossen thaten

1. Als zu der Zeit  / da er zum Keyser erwelet ward / neben im auch drey andere grosse Fürsten fürgeschlagen wurden / nemlich / Hertzog Conradt aus Schwaben / Hertzog Leopold aus Osterreich / und Graff Carl von Flandern / hat er inen doch allen einhalt gethan / auch Hertzog Conraden von Schwaben / und seinen Bruder Hertzog Friederichen / dieweil sie im nach dem Reiche stunden / mit gewalt gedemütigt.
2. Graff Gerhardten von Gellern / als er in mit Kriegesmacht bezwungen / wider zu Gnaden angenommen.
3. Zu Magdeburg einen gefehrlichen tumult gestillet. Denn do drey Bischoffe zugleich da erwehlet waren / setzte er sie alle drey ab / und machet Nortberium zum Ertzbischoff daselbst / dis geschahe Anno 1126. in den heiligen Ostern.
4. Die Stadt Münster in Westphalen hat er gewonnen und verbrand.
5. Nürenberg / Speyr / Augspurg und Ulm zum gehorsam gebracht.
6. Halle in Sachsen / umb begangnen frevel ernstlichen gestraffet.
7. Die Festung zu Würtzburg gebrochen.
8. In Behmen hat er eine Niederlage gelitten / und doch gleichwol das Land wider zum gehorsam bezwungen.
9. Die Rugen uberzogen / und im unterthenig gemacht.
10. Die Polen im Zinszbar gemacht.
11. Den König von Dennemarck Lehen von im zuemphahen bezwungen.
12. Die Pomern zum Christlichen Glauben bracht.
13. Die Wenden im gehorsam gehalten /ire Abgötter die sie wider auffgericht hatten / nidergeworren und zerstöret.
14. Hertzog Friedrichen im Elsas gedemütiget.
15. Die Auffrürischen Lombarden gestillet.
16. Die Italianer mit gewalt bezwungen.
17. Den Pabst zweymal mit gewalt eingefüret.
18. Hertzog Rüdiger von Normandia / aus dem Königreich Apulia gejaget.
19. Daselbst auch die uberbliebenen Saracenen vertrieben.

Was sol ich denn von dieses Allergrosmechtigsten Keysers herrlichkeit sagen / alle umbliegenden Lender und Königreiche haben im Geschencke gesand / und seiner Freundschaft begehret / Darumb auch Colo Johannes der Griechische Keyser von Constantinopel / und König Bela von Ungern / köstliche Clenodia von Gold / Silber / und Eddelsteine zu im gesant haben. Er selber war auch ein sehr milder Herr / insonderheit gegen wolverdiente Leute / darumb er auch iren vielen zu grossen ehren geholffen hat.

1. Hertzog Canuten von Schleswig / hat er mit einer köstlichen gülden Kron / zum König der Mecklenburgischen Wenden gekrönet.
2. Graff Conraden von Wethin / hat er zum Marggraffen in Meissen und Lausitz gemacht.
3. Graff Ludwigen von Düringen zum Landgraffen.
4. Graff Albrechten von Ascanien und Balenstedt zum Marggraffen von Brandenburg.
5. Graff Adolffen von Schowenburg / zum Graffen von Holstein.
6. Reinholdium den Normanischen Herren zum Hertzogen in Apulia.
7. Graff Erpen von Regenspurg zum Hertzogen zu Kerndten.
8. Graff Conraden von Zäringen zum Hertzogen von Lottringen.
9. Seines Vaters Bruder Graff Conraden / zum Ertzbischoff zu Magdeburg.
10. Graff Emerich von Leyningen / hat er zum Bischoff zu Leyningen gesetzet.

Also hat dieses Keysers mannig getrewer Diener / beide hohes und nidriges standes wol genossen. Und ist solche mildigkeit und befodderung ein sonderliche tugendt / die an einem grossen Herren und Potentaten leuchtet / als ein Rubin in schönem Golde.
Seine zween Tochtermenner hat Keyser Luther auch zu grossen ehren erhaben. Graff Ludewigen machet er zu einem Landgraffen in Düringen / und den stolzen Herzog

Keyser Luther uberzeuht Italiam

Heinrichen von Beyern / hat er mit der Chur und Hertzogthumb Sachsen beliehen / das er nach seinem absterben / solte ein mechtiger Herr sein in Sachsen / Beyern / Braunschweig / Lüneburg / Northeim und an der Weser.
Im Jar nach Christi geburt 1136. haben sich die Römer mit irem Aberpabst Anacleto und König Rgerio von Sicilien / zum andern mal wider Pabst Innocentium auffgelehnet / darumb machet sich Keyser Lutther auff / und zog mit grossem Kriegsvolck in Italiam / und hat das gantze Land erobert und eingenommen. Darnach zog er gen Rom / und brachte Pabst Innocentium mit sich dahin / und setzet in wider auff seinen Päbstlichen Stuel. Er jaget auch Rogerium den König Siciliae aus gantz Italia / und war in willens im auch in Siciliam nachzufolgen / wo in die Deutschen Fürsten von seinem fürnemen nicht abgeredet hetten. Also hat er in gantz Italia ein bestendigen frieden angericht / und Reinholdum den Normanischen Fürsten zu einem Hertzogen in Apulien gemacht.
Nach solchen herrlichen thaten / zog Keyser Lutther wider aus Italia / und nam seinen weg wider auff Deutschland. Unterwegs kam ein gros sterben unter sein Kriegesvolck / und damals ist Keyser Lutther / an der Pestilentz kranck worden / und in einem Dörffun zwischen Dieterichs Bern und Trient / am 6. tage Decembris / im Jar 1138. gestorben / und in sein Closter Königs Lutther / welches er kurz zuvorn / drey Meilen auff jenseid Braunschweig gebawet / gefüret / und daselbst mit Keyserlichem geprenge zur Erden bestatet.



Veröffentlicht in:
M. Heinricum Büntig
Braunschweigische und Lüneburgische Chronica Teil 2 Seiten 11-12
Gedruckt 1584 Magdeburg bey Paul Donat
In Verlegung Ambrosij Kirchners

Für Interessierte ist die gesamte Veröffentlichung auch als Internetressource unter folgendem LINK verfügbar:

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00024537

 

 

 



P. J. Meier: "Die Stiftskirche in Königslutter"

Sonntag, 7. Juli 1935      Braunschweigische Landeszeitung   Seite 18

Ein Beitrag zum Heimatfest
Die Stiftskirche in Königslutter
Von Dr. P. J. Meier


Dem Reisenden, den der Zug oder das Auto von Magdeburg nach Brauschweig führt, fällt bald, nachdem er Helmstedt berührt hat, auf der Höhe des Elms, unmittelbar vor dem dunklen Walde, das m ä c h t i g   B a u w e r k  d e r  S t i f t s k i r c h e   v o n  K ö n i g s l u t t e r  auf, und wer hier einmal Rast macht, wird es nicht bereuen, den Berg hinauf zu wandern, bis er dicht vor sich die Kirche sieht, ein wundervolles Landschaftsbild. Vollends gepackt aber wird er von dem  B a u w e r k   se l b s t ; denn dies gehört mit zu dem H e r r I i c h s t e n , was uns das hohe Mittelalter geschenkt hat.
Es sind jetzt genau  8 0 0  J a h r e  v e r g a n g e n , seit  K a i s e r   L o t h a r   v o n   S a c h s e n den Grundstein zu dem Gebäude gelegt hat, und die Stadt, wie auch das Land, zu dem sie gehört, rüstet sich, den Tag festlich zu begehen.  Aber man muß sich auch darüber klar sein, um was es sich bei dem Bau eigentlich handelt.

 
In Königslutter bestand schon etwa seit dem Anfang des zwölften Jahrhunderts als Gründung der Grafen von Haldensleben ein N o n n e n k l o s t e r ; dessen Insassen hatten sich aber nicht bewährt, und so verwandelte der Kaiser, der Erbe der genannten Grafen, das Nonnen-  i n  e i n  B e n e d i k t i n e r   M a n n s k l o s t e r   der heiligen Petrus und Paulus, und legte in Gegenwart der Kaiserin Richenza Ende Juli des Jahres 1135 den Grundstein zum Neubau der Kirche. Dies wurde aus dem Grunde besonders feierlich vorgenommen, weil der bereits bejahrte Kaiser die neue Kirche als sein und seiner Gattin Grabstätte bestimmt hatte. Der Bau war aber sicher noch nicht vollendet, als Lothar auf der Heimreise von Italien schon am 4. Dezember 1137 in Breitenwang in Tirol starb und am 31. des Monats in der Stiftskirche beigesetzt wurde; immerhin muß der Bau doch so weit fortgeschritten gewesen sein, daß dies überhaupt möglich war. Ihm zur Seite wurde dann auch 1139 sein Schwiegersohn, Herzog Heinrich der Stolze von Sachsen, und 1141 seine Gemahlin beigesetzt. Das ursprünglichee Grabdenkmal wurde beim Einsturz der Decke des Langhausmittelschiffs zerstört und dann im Jahre 1708 durch das barocke Denkmal in Alabaster von  M i c h a e l  H e l l w i g , dem vielbeschäftigten Bildhauer in Helmstedt, ersetzt; es befindet sich aber genau auf der ursprünglichen Stelle unweit des Laienaltars.

 


Von der Geschichte des Klosters wissen wir nicht eben viel. Bekannt ist aber vor allem, daß die Kirche ein  b e r ü h m t e r  W a l l f a h r t s o r t  war. Am 29. Juni, am Tage der Stiftsheiligen, fand die „Fahrt nach Lutter" statt, und eine Ordnung des Rates der Stadt Braunschweig von 1408, die die Aufnahme der Pilgerzüge in die Stadt auf der langen Fußwanderung regelte, ist ein Beweis dafür, daß eine gewaltige Menschenmasse an ihr teilnahm: dem entspricht es auch, daß Abgüsse des Pilgerzeichens zahlreich auf mittelalterlichen Glocken uns begegnen, dessen Ausgußform in Solenhofer Kalkstein, im Kloster gefunden, vom Herzog-Anton-Ulrich-Museum zu Braunschweig aufbewahrt wird.

 


Aber weitaus das  w i c h t i g s t e  D e n k m a l , das uns in Königslutter erhalten ist, ist selbstverständlich die  K i r c h e  und der w u n d e r v o l l e  z w e i s c h i f f i g e  K r e u z g a n g  an ihrer Südseite. Der Bau der Kirche selbst zerfällt in zwei scharf gegeneinander geschiedene Bestandteile, den Chor mit dem Querschiff und das Langhaus. Dieses letzte, das erst nach dem erwähnten Einsturz 1695 im Mittelschiff sein Gewölbe erhalten hat   -   nur die Seitenschiffe sind bereits im fünfzehnten Jahrhundert eingewölbt worden - , war bis dahin nur ein sehr schlichter, flach gedeckter Bau, dessen Pfeiler lediglich am Sockel und Kämpfer einfache Zierformen aufweisen. Dagegen sind die östlichen Teile gewölbt und zeigen auch eine ganz ungewöhnlich reiche Ausstattung in Zierformen, besonders an den Kapitellen. Außerdem ist aber auch ihr Grundriß von bemerkenswertem Reichtum. Er zeigt, im Anschluß an die sog. Hirsauer Bauregel des Cluniacenser-Ordens eine Fortsetzung der Seitenschiffe über das Querhaus hinaus in sogenannten Nebenchören, die sich nach dem Hauptchor hin je in doppelten Rundbögen öffnen, und ebenso wie diese mit einer Apsis schließen, so daß im ganzen, die mit besonders reichem Fries ausgestattete Hauptapsis mitgerechnet,  f ü n f  A p s i d e n  die äußere Ostseite zieren, die dann freilich erst durch den das Ganze nach oben abschließenden Vierungsturm über der Kreuzung von Lang- und Querhaus ihre volle Wirkung erreicht. Die nicht ganz leicht zu lösende technische Frage, wie die Gewölbe vor dem Aufkommen des gotischen Spitzbogens und unter Anwendung des gebräuchlichen Rundbogens die schmalen Seiten- und die breiten Diagonalbögen miteinander in Einklang zu bringen sind, ohne daß doch der Gewölbescheitel verschieden hoch zu liegen kommt, wird hier in der alten Weise, d. h. so gelöst, daß die Diagonalbögen nicht halb-, sondern stichbogenartig gezogen sind, wie es bei romanischen Krypten die Regel ist, den einzigen Gewölbeteilen, die schon das frühe Mittelalter bei uns kennt.

 


Das Schönste an den Ostteilen wie auch im Kreuzgang sind die  w u n d e r v o l l e n  K a p i t e l l e  d e r  S ä u l e n  u n d  d e r  p r a c h t v o l l e   R u n d b o g e n f r i e s  mit der  symbolischen Hasenjagd, sowie der Akanthusblattwelle an der Hauptapsis, die einen ungewöhnlich begabten Steinmetz verraten.

 



Man wird mir die Ueberraschung nachfühlen können, die mich völlig Ahnungslosen packte, als ich im Herbst 1899, wenige Jahre nach Erscheinen des ersten Bandes der Braunschweigischen Bau- und Kunstdenkmäler,  der auch die Stiftskirche behandelt, bei einer S t u d i e n r e i s e  d u r c h  O b e r i t a l i e n , die ganz andere Zwecke im Auge hatte, an den Vorhallen der Stiftskirche  S t.  Z e n o  und des D o m s  v o n V e r o n a , dann auch an mehreren Teilen des Doms in  F e r r a r a als erster ganz  g e n a u  d i e s e l b e n  F o r m e n  e n t d e c k t e ,  die die Ostteile von Königslutter zeigen.

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Kapitelle am Dom in Ferrara                               Aufnahme: Dr. Meier

 

Die Architektur ist freilich verschieden: In Italien schlanke, bei uns in Deutschland schwere, wuchtige Formen; aber die Säulenkapitelle, der Rundbogenfries, die Köpfe mit den aus Blei eingesetzten Augen, die Akanthusblattwelle. das AufIegen der Säulenschäfte auf kauernde Menschengestalten oder auf Tiere, alles dieses erwies sich als so völlig gleich, daß es gar keine Frage sein konnte, hier war  d e r s e l b e  S t e i n m e t z  t ä t i g  g e w e s e n  wie bei uns, und zwar als ein Geselle, der nicht bloß nach den Vorschriften seines Meisters, des in den Inschriften genannten Italieners Nikolaus, die Arbeiten ausführte, sondern als ein Steinmetz, der auch s e l b s t ä n d i g  a u s  d e u t s c h e m  E m p f i n d e n   h e r a u s  s e i n e  A u f g a b e  l ö s t e :  namentlich ist offenbar ein sehr eigenartiges Kapitell, das auf jeder Seite eine Gruppe von vier weit herausstehenden Blättern zeigt und das dann sowohl in Oberitalien wie bei uns in Deutschland später oft nachgeahmt wurde, seine persönliche Erfindung.

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Kapitell am Dom der Stiftskirche  Aufnahme: Dr. Meier

 

Andere Kapitelle ahmen zwar antike Formen nach, verraten aber doch wieder die Hand des Genossen in der Werkstatt des Meisters Nikolaus. Und da der Elm einen so ausgezeichneten Muschelkalk besitzt, so war es fast selbstverständlich, daß der Meister von Königslutter hier nicht bloß selbst tätig war, sondern auch eine  S t e i n m e t z s c h u l e  b e g r ü n d e t e , deren Genossen die durch ihn erlernte Kunst weiter verbreiteten. Bis um 1220 läßt sich diese Schule in einem Gebiet, das von Wunstorf  bis in die Gegend von Eisleben, sowie vom Nordrand des Harzes bis an die Elbe reicht, also sowohl örtlich wie zeitlich streng gebunden ist, verfolgen. Den italienischen Einfluß auf den Meister von Königslutter erkennt man übrigens auch noch in einer  B e s o n d e r h e i t. In Italien ist die Persönlichkeit des erfindenden Künstlers erheblich früher aus der Schar der ausführenden Handwerker herausgehoben worden, als bei uns, und dem entspricht es auch, wenn der Meister Nikolaus an den Domen von Ferrara und Verona in lateinischen Versen sich nennt und sich in einer sehr selbstgefälligen Form rühmt. Das gibt es bei uns sonst nicht. Aber am Chor von Königslutter findet sich wenigstens der Anfang einer gleichen Inschrift: hoc opus eximium vario celamine mirum sc — das sollte offenbar heißen: sculpsit — „Schaffen tat das Werk mit dem reichen Schmucke der Bilder" . . .und nun sollte auf sc[ulpsit] der Name des Meisters folgen, der uns so wichtig gewesen wäre. Aber es ist doch wohl kein Zweifel, daß diese Ruhmesinschrift nicht nach dem Wunsche des Klosters war. Denn nicht bloß, daß die Inschrift gerade vor dem Namen Halt machte. Der Vers ist auch rückläufig eingemeißelt, damit er nicht ohne weiteres gelesen werden konnte.

 


Der scharfe Bruch zwischen den Ostteilen und dem Langhause der Stiftskirche, der sich deutlich außen an der Nordwand, besonders aber innen im Querschnitt der ersten östlichen Arkade im Norden und Süden des Langhauses zu erkennen gibt, hat nun zur  M e i n u n g s v e r s c h i e d e n h e i t   d e r  S a c h v e r s t ä n d i g e n geführt, die gerade jetzt wieder neu erweckt ist. Eine Entscheidung in wissenschaftlichen Fragen pflegt man sonst nicht in den Tageszeitungen zu suchen. Aber bei Königslutter ist sie doch nicht zu vermeiden, weil es sich hier nicht bloß um eine zeitliche Festsetzung der Bauteile der Stiftskirche handelt, sondern weil die ganze Geschichte der deutschen Baukunst und ihrer Zierformen im zwölften Jahrhundert wenigstens in dem besonders wichtigen Gebiet von Niedersachsen von solcher Entscheidung abhängt.

 


Jene Arkaden zeigen an der Ostseite ein erheblich stärkeres Mauerwerk, als an der Westseite. Während jenes ganz unzweideutig einem Bau entspricht, der gewölbt sein sollte und deshalb stärkere Mauern verlangte, entspricht dieses der Mauerstärke des ungewölbten Langhauses. Auf den ersten Blick scheint es wirklich, als wären die Ostteile früher errichtet, als die Westteile, und als hätte man sich also im zweiten Bauabschnitt entschlossen, einfacher und deshalb billiger zu bauen. Aber diese Anzeichen der zweifellosen Bauunterbrechung können auch ebenso gut erklärt werden, wenn man annimmt, daß die prachtvollen Ostteile später erbaut seien, und daß man dann die Absicht gehabt hätte, in einem weiteren Bauabschnitt das allzu schlichte Langhaus mit seinen längst überholten Formen im Geiste der Ostteile zu erneuern, und wenn man bedenkt. daß gewiß Herzog Heinrich der Löwe der Grabstätte seiner Großeltern und seines Vaters jede Unterstützung hätte zuteil werden lassen, so würde man in seinem Sturz 1180 leicht einen Grund finden, daß das Kloster den Umbau des Langhauses schließlich doch habe aufgeben müssen. Den  A u s s c h l a g  aber geben folgende Erwägungen:
Das Benediktinerkloster trat 1135 an die Stelle des älteren NonnenkIosters, die ohne Zweifel größere neue Kirche an die der alten, wie dies in ähnlichen Fällen stets geschah. Man hat zwar früher gemeint, die Kirche des heiligen Clemens, die nördlich neben der Stiftskirche gestanden hat — Merian stellt sie in seiner Stadtansicht dar — sei die ehemalige Nonnenkirche gewesen, aber diese letzte erscheint stets als Pfarrkirche, und seit wir durch einen wundervollen Brakteaten von Lutter mit dem Bilde und dem Namen des heiligen Petrus wissen, daß früher in Oberlutter, wenn auch nur für kurze Zeit, eine  M a r k t s i e d l u n g  d e s  K l o s t e r s  bestanden hat, so ist die Clemenskirche offenbar deren Pfarrkirche gewesen und hat mit dem Nonnenkloster nichts zu tun gehabt. Vielmehr wird, wie dies die Regel ist, der neue Benediktinerbau einfach an die Stelle der bescheidenen Nonnenkirche getreten sein. Bei solchem Umbau kommt es nun stets darauf an, daß wenigstens ein Teil der älteren Kirche, in der Regel der Chor, einstweilen stehen bleibt, damit der Gottesdienst hier keine Unterbrechung erleidet. Bei der Stiftskirche empfahl sich dies um so mehr, als ja der hochbetagte Kaiser Lothar, der 1135 mit seinem demnächstigen Ableben rechnen mußte, die neue Kirche von Anfang an als seine Grabstätte bestimmt hatte, und das Grabmal des Stifters einer Kirche nach allgemeinem Brauch unweit des Kreuz- oder Laienaltars seine Stelle hatte. Es verstand sich daher sowieso von selbst, daß man mit dem L a n g h a u s  d e n  A n f a n g  m a c h t e . Wer dagegen die Ostteile der Kirche für älter hält, muß dasselbe Urteil auch in bezug auf den Kreuzgang der Stiftskirche und das Löwenportal am nördlichen Seitenschiff haben, die in ihren Formen vollkommen mit Chor und Querhaus der Kirche übereinstimmen. Aber der Kreuzgang muß jünger sein, als seine Nordwand, weil man doch das Langhaus einer Kirche früher als den Kreuzgang baute, und weil man auch feststellen kann, daß die Kämpfer für das Gewölbe des Kreuzgangs erst nachträglich in die Mauer eingelassen sind: das Löwenportal aber kann auch unmöglich älter sein, als das Seitenschiff, zudem erkennt man deutlich, daß es erst später in dessen Wand eingelassen ist, da das Mauerwerk über dem Rundbogen, das man abgestützt hatte, in seinem Gefüge nachgelassen hat. Und wenn man nun die zahlreichen Kirchen jenes von uns umschriebenen Gebietes, die deutlich die Schule von Königslutter zeigen, sich vergegenwärtigt, so gibt es nur solche, die seit den achtziger Jahren des zwölften Jahrhunderts entstanden sind, aber nicht eine einzige, die fünfzig Jahre früher gebaut sein könnte.

 


Am klarsten liegt die Sache bei der M i c h a e l i s k i r c h e   i n   H i l d e s h e i m , die nach einem Zusammenbruch von Bischof Adelhog erneuert und 1186 geweiht wurde, und bei der N e u w e r k s k i r c h e   i n  G o s l a r , deren Ostteile in demselben Jahre geweiht wurden; beide aber stehen ganz unter dem Einfluß von Königslutter. Die letzten Ausläufer der Schule, die noch einmal jenes eigenartige Kapitell mit den Blattgruppen, wenn auch in einer zeitgemäßen Umbildung zeigen, finden sich im Chorumgang des M a g d e b u r g e r  D o m s  und im  Q u e r h a u s  d e r  R i d d a g s h ä u s e r  K l o s t e r k i r c h e , die in die Zeit um 1220 zu setzen sind. Es finden sich aber zwischen 1135 und 1186 nicht die geringsten Zeichen einer allmählichen Weiterentwicklung jener Formen. Auf der anderen Seite besagt es nicht viel, daß die Vorhalle des D o m s   i n   F e r r a r a , die vor allem jene bezeichnenden Kapitelle zeigt, außer der auf den Meister Nikolaus bezüglichen Ruhmesinschrift noch eine zweite Inschrift besitzt, die die Bauzeit in dasselbe Jahr 1135 setzt; denn diese zweite Inschrift spricht ausdrücklich von der Grundsteinlegung des Doms, nicht von seiner Vollendung oder der der Vorhalle.

 


Der Meister von Königslutter war S t e i n m e t z  u n d  B i l d h a u e r , aber sicher  k e i n  B a u m e i s t e r . So geht auch der Grundriß der Ostteile, der der Hirsauer Bauregel folgt, nicht auf ihn zurück. Aber dann läßt sich auch feststellen, daß zwischen dem Bau des Langhauses und der Vollendung der Ostteile mit den Zierformen unseres Meisters ein besonderer Bauabschnitt sich einschiebt, der unvollendet blieb und dann erst unter der Mitwirkung des Meisters zu Ende geführt wurde. Sicher gehören diesem Zwischenbau die beiden Apsiden des Querhauses an, die auch bereits der Hirsauer Regel folgen, da sie ganz in die Ecke gerückt sind und also auf die Nebenchöre und ihre Apsiden Bezug nehmen. An jenen Apsiden des Querhauses sieht man nun sowohl die der Hirsauer Regel angehörenden schlichten Würfelkapitelle mit den hängenden Eckblättern als den schlichten, an die Kirche in Paulinzell erinnernden Hirsauer Rundbogenfries mit den einfach gegeneinander abgesetzten Gliedern, wie er am Obergaden des Langhauses entlang läuft. Gewiß waren auch sonst die Wände des Querhauses schon in Angriff genommen. Aber nun sieht man doch, daß diese Würfelkapitelle und der schlichte Rundbogenfries auch da Verwendung gefunden haben, wo ganz offenbar schon der spätere Bauabschnitt einsetzt. Man muß daraus schließen, daß bei der Fortsetzung des Baus alle die bereits fertigen, aber noch nicht eingesetzten Zierglieder des älteren  Bauabschnitts Verwendung fanden. Nur die Hauptapsis und die Apsiden der Nebenchöre, die einen Rundbogenfries von reicherem Profil  —  Rundstab und Kehle mit Zwischenleisten — haben, sind sicher allein vom Meister von Königslutter mit Zierformen ausgestattet. Es ist auch sehr zu bezweifeln, ob der nach der Hirsauer Regel schaffende Baumeister schon an die Einwölbung
gedacht hat. Denn es liegt nahe, ihn mit den beiden Kirchen des hI. Godehard in Hildesheim (begonnen 1133) und des ZisterzieserkIosters Amelungsborn (begonnen 1144), in Zusammenhang zu bringen, so daß seine Tätigkeit in Königlutter erst in die fünfziger Jahre des zwölften Jahrhunderts zu setzen wäre.


Veröffentlicht in:
Braunschweigische Landeszeitung vom 07.07.1935  Seite 18
(Stadtarchiv Königslutter)
 


Unsere Stiftskirche - Wissenswertes von der Renovierung vor 50 Jahren

Königslutter am Elm. U n s e r e  S t i f t s k i r c h e , auch Kaiserdom genannt, blickt im nächsten Jahre auf ein 800jähriges Bestehen zurück. Kaiser Lothar von Süpplingenburg ließ die Kirche 1135 errichten, sie sollte sich über seinem Grabmal erheben. Der Kaiser wurde in der Neujahrsnacht des Jahres 1137 in dem zwischen dem kleinen Altar und dem Gestühl befindlichen Mausoleum beigesetzt, die Gebeine seines Schwiegersohnes, Heinrich des Stolzen von Bayern und Sachsen fanden hier 1139, die der Kaiserin Richenza 1141 ihre letzte Ruhestätte. Die hohe, weithin sichtbare Stiftskirche ist eine Zeugin romanischer Baukunst und gilt als eines der herrlichsten Baudenkmäler Norddeutschlands. Am Eingang zur Stiftskirche halten zwei Löwen Wacht; einer als Beschlitzer des Guten, des Christentums, während der andere das Böse, einen langbärtigen Heiden, zerfleischt. Die unter der Witterung gelittenen Originallöwen ruhen am Eingang zum Kreuzgang, der sich an die Kirche anschließt. In den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde die Stiftskirche neu instand gesetzt. Einem Bericht unseres Heimatforschers, des Herrn Kantor Lüders, aus dem Jahre 1894 über diese Renovierung entnehmen wir folgendes: »Das Mausoleum mit den Gebeinen Kaiser Lothars, seiner Gemahlin und seines Schwiegersohnes war im Laufe der Zeit wiederholt arg beschädigt worden. In dem Jahren 1883 und 84 wurde nun das Denkmal von dem Bildhauer Scheppelmann (Braunschweig) wieder kunstgerecht erneuert. Auch das geschmacklose Holzgitter, welches das Grabdenkmal umgab, wurde weggenommen und durch eine kunstvolle, von dem damaligen Regierungsbaumeister Wolf (Helmstedt) gezeichnete und von dem Schlossermeister Gravenhorst (Oberlutter) ausgeführte schmiedeeiserne Einfriedigung, geschmückt mit den vergoldeten Namenszügen der drei fürstlichen Personen, ersetzt. In derselben Zeit meißelte der Bildhauer Scheppelmann auch die beiden vor dem nordwestlichen Seitenportale (Löwenportale) ruhenden Löwen; die alten stark verwitterten Löwengestalten, denen natürlich die neuen aufs Genaueste nachgebildet waren, fanden ihren Platz vor der aus dem Langschiffe in den berühmten Kreuzgang führenden Tür. Am Denkmale, und zwar zu Füßen der drei Bildsäulen befindet sich jetzt nur noch die Inschrift: »Michael Helwig, Helmstedt — Sculpteur«. Dieser war es, welcher 1708 auf VeranIassung des damaligen Abts Fabricius das durch Herabstürzen der Holzdecke des Langschiffes zertrümmerte Denkmal wieder herstellte. Dadurch sind jedenfalls die interessanten, aus früheren Jahrhunderten stammenden lateinischen Inschriften des Denkmals verloren gegangen. In einer hier wieder aufgefundenen und uns vorliegenden Chronik vom Jahre 1604 wird das, wahrscheinlich vom evangelischen Abte Gerhardus Coci (Koch) ,,ernewerte Epithaphium, wie es sich jetzt (1600) gestalte", mitgeteilt. Die Grabschrift lautet nach dieser Chronik wörtlich:

I. Ab occasu. Zun Häubten im Schranckwerk, so umb das Grab gehet, stehen diese Worte: Epigramma in sepulturam Rom: Imperatoris Lotharii Saxonis: Qui ex Italia revertens in Valle: Trident: inter Enum et Lycu, diem suum obiit An. MCXXXVIII Non. Dec. Per Gerhardum Abbatem hujus Monast. renovatum.

II. Unterm Schranckwercke am Steine stehen diese altförmische Buchstaben: 1) Richense imperatrix. 2) Lotharus imperator, 3) Henricus Dux 

III. An der rechten Seiten, versus meridiem, stehen diese Versch:
Quod prius, hic posuit monumentum sancta vestustas, Caesaris ut canret fortia facta sui: Extulit hoc Abbas motus pietate Gerhardus. Rursus et antiquum sic renovavit opus.

IV. Unter den Füßen ab ortu, stehen diese Versch :
Time ubi quindecies Sol centum adjecerat Annis, Lustraque ter Nato Quina peracto Deo. Sic viget aeternum vita dignissima virtus, Sic nescit pietas, officiosa mari.

V. Auff der linken Seiten, versus septentrionem, stehet der Spruch Johan, am 11. Cap. Ich bin die Auferstehung und das Leben, wer an mich glaubet, der wird leben, ob er gleich stürbe, und wer da lebet, und glaubet an mich, der wird nimmermehr sterben.

Dicht vor dem Kaisergrabe hat in Folge der letzten Restauration der Kirche noch ein anderes bemerkenswertes Kunstwerk seinen Platz erhalten. Es ist dies der sogen. Osterleuchter, ein Kerzenstock, der seit Jahrhunderten in einem ablegenen Winkel der Kirche geruht hat und wohl wenigen Besuchern bekannt war. Der untere Teil dieses fast zwei Meter hohen Leuchters ist in kunstvoller Weise aus Elmsteinen, die Vierung der Stiftskirche darstellend, gehauen; der mittlere Teil besteht aus Alabaster und der obere aus Marmor. Man nimmt an, daß dieser Leuchter ebenfalls aus dem 12. oder 13. Jahrhundert stammt und so nicht nur einen architektonischen, sondern auch großen historischen Wert besitzt. Wie bei dieser letzten Renovierung das Alte, Ursprüngliche wieder zu Ehren kam, so mußten andererseits Arbeiten, welche früher nicht stilgerecht ausgeführt waren, wieder entfernt werden. U. a. wurde in dem nordöstlichen, dem sog. Marienportale, der bei der ,,Hauptrestauration" im Jahre 1835 hineingefügte Tympanumbogen durch ein vollständiges Giebelfeld ersetzt. Das hierdurch verloren gegangene Chronostichon, welches von dem damaligen Pastor Dieckmann (1831-75) verfaßt war, lautete:
Zu ihrer siebenten Jubelfeier wurde Lothars Stiftung neu geschmückt.
Durch die gründliche Erneuerung der durch den Zahn der Zeit schadhaft gewordenen Stellen des Mauerwerkes ist auch nordöstlich an der Chornische, da wo die symbolisch bedeutsame ,,Jagd" dargestellt ist, eine interessante Inschrift wieder hervorgetreten. Sie lautet, wenn man die Buchstaben in der gewohnten Weise, also von links nach rechts liest, also: SC — MURIM ENJMLLEC OJRAV MUJMJXE SUPO COH. Diese, dem Nichteingeweihten unverständliche Inschrift ist gleichsam eine sogen. Vexierschrift und gibt erst Sinn, wenn sie rückwärts gelesen wird; der Hexameter heißt dann: Hoc opus eximium vario ceIamine mirum. (Dieses vortreffliche Werk ziert buntgestaltes Schnitzwerk.) Das CS ist wahrscheinlich der Anfang einer weitergehenden, leider verschwundenen Inschrift gewesen,
die vielleicht den Namen des Erbauers bezw. der Baumeister angegeben hat.
Ein anderes beachtenswertes Tympanum, welches wohl auch aus der Zeit der Erbauung der Kirche herstammt, befindet sich in dem Ueberreste einer Mauer, die von der Sakristei aus nach Süden in dem Klostergarten entlang zieht. Dasselbe wurde ebenfalls wieder mehr freigelegt und zeigt, umrahmt von einer Perlenschnur und anderen Verzierungen, in der Mitte eine allerdings stark verwitterte plastische Darstellung die vielleicht — die Ansicht über die Bedeutung des Bildes ist eine geteilte — die Mutter Maria. So hat die kunstverständige Hand der die Neurestauration leitenden Meister manchen bildnerischen Schmuck wieder aufgedeckt und zu Ehren gebracht; in voller harmonischer Schönheit zeigt sich jetzt wieder dieser Prachtbau den hier fast täglich eintreffenden Besuchern.

A. Lüders
Veröffentlicht in:
Das Helmstedter Kreisblatt  06.05.1934

(Stadtarchiv Königslutter)

 

 

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der Osterleuchter im Kaiserdom Koenigslutter
Osterleuchter

Klösterliche Erziehung nach der Reformation

 

Das Erziehungswesen in den Klöstern des Kreises Helmstedt nach der Reformation

Von Otto Kruggel

Das Erziehungswesen in den Klöstern des Kreises Helmstedt nach der Reformation wurde durch zwei landesherrliche Klosterordnungen vorgeschrieben, gipfelte in der Gründung der Universität Helmstedt und ist außer in diesen drei Punkten noch wenig bekannt, beschrieben und bewertet.
Als Herzog Heinrich der Jüngere , der zähe Widersacher der Reformation, am 11. Juni 1568 gestorben war, konnte sein Sohn und Nachfolger Julius (1528 - 1589) die Reformation generell im Fürstentum Wolfenbüttel einführen. Die im heutigen Kreis Helmstedt gelegenen Klöster und Stifte waren mit Ausnahme des Ludgeriklosters in Helmstedt bereits 1542 von den Visitatoren des Schmalkaldischen Bundes reformiert worden.

Im Zisterzienserkloster Mariental gab es damals fünf Mönche, im Benediktinerkloster Königslutter waren es "vier alte vorlebte Menner", die im Kloster blieben während die beiden jüngeren es verließen. Die Stiftsherren in Schöningen schlossen sich der Reformation sicherlich auch deshalb an, um nochmaligen Gewalttätigkeiten durch die bereits 1528 reformierten Braunschweiger zu entgehen. Die Stiftsdamen von Marienberg widersetzten sich, weil ihnen das Tragen ihres Habits und ihrer Kronen untersagt werden sollte! Das Ludgerikloster lehnte die Reformierung unter Berufung auf seinen Status der Reichsfreiheit ab. Es hatte 1545 nur noch drei Mönche und seit 1450 keine Schule mehr.
Das Augustiner-Eremitenkloster in Helmstedt (s. Kreisbuch 2002, 139-146) war 1527 von den Mönchen verlassen und der Stadt übergeben worden. 1528 zog die 1253 gegründete Stadtschule dort ein. Das war die optimale Lösung. Sie geschah freiwillig, gab der zeitgemäßen und zukunftsträchtigen Schulform Raum und schloß mit einer längst brüchigen Tradition ab.

Im Jahre 1543 erhielt das so reformierte Fürstentum erstmals eine allgemeine und umfassende Schulordnung. Sie war in niederdeutscher Sprache abgefaßt und bildete unter der Überschrift "Dat ander deel disser ordeninge de scholen belangende" den zweiten Teil der "Christliken Kerken-Ordeninge im lande Brunschwig Wulfenbüttels deles". In ihr wurde die Einrichtung einer vierklassigen Schule für jeden Ort und sogar von Mädchenschulen gefordert. Die Erfolge dieser Schulordnung waren der kurzen Gültigkeit wegen gering , und von den geforderten Jungfrauenschulen wurde keine realisiert.

Als nach dem Sieg der kaiserlichen Truppen in der Schlacht bei Mühlberg Herzog Heinrich aus der Gefangenschaft in der Feste Ziegenhein zurückkehrte, wurden alle reformatorischen Maßnahmen aufgehoben und die evangelischen Geistlichen verjagt, obwohl er auf dem Tage von Halle gelobt hatte, niemand der lutherischen Lehre wegen zu verfolgen.

Daß die lutherische Reformation mit dem Regierungsantritt Herzog Julius kommen würde, war also sehr erhofft und absehbar. Das Programm dazu fand der Herzog in einem Gutachten des von seinem Vater berufenen Kanzlers Joachim Mynsinger von Frundeck (1517 - 1588) vor, den er in dieser Stellung behielt (s. Kreisbuch 2002, 149). Dort heißt es, daß die Stifte und Klöster nicht eingezogen, sondern "als ein gemeiner Schatz diser lande mit allem vleiß erhalten und zu gotseligen sachen gebraucht und reformiert werden", nämlich "zur underhaltung der pfarren, zu hospitalen, zu knaben- und medlein schulen, Item Jerlichen etliche armer Jungfrauen vom adel und sonst auszusteuern." Von dem Überschuß aber "wer nicht unrathsam, Jerlichen ein ziemliche summa uff ein universitet zu wenden, und hielte vor mein einfalt davor, dieweil In allen Braunschweigischen und Luneburgischen Landen gar kein universitet, Man solle aus allen derselben stiften und Clostern ein solches Corpus zusammenbringen konnen, damit man ein ziemliche universitet stifften konte."

Herzog Heinrich d.J., der ja nicht aus Glaubens-, sondern aus politischen Gründen Gegner der lutherischen Reformation und auf wirtschaftlichen und verwaltungsmäßigen Gebieten vielfach reformerisch wirksam war, hatte also schon die Absicht, eine Landesuniversität zu gründen. Und sein Sohn erklärte bald nach Herrschaftsbeginn, daß er nicht gesinnt sei, "die alte, warhaftige katholische christliche  religion abzuthun" und seinen Untertanen "einen neuen Glauben aufzutringen." Er hatte auch nicht die Absicht, die Klöster im Lande aufzuheben, sondern sie sollten nur in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden, dem sie sich im Laufe der Zeit entfremdet hätten.
Die Klöster, so heißt es in der Klosterordnung von 1569, seien anfangs nichts anderes gewesen, "denn schulen, darinnen unter der zucht und lere eines gelerten mannes ... junge knaben gehalten und auferzogen, mit welchem beides, das weltliche regiment und die kirchen Gottes ...bestellt und besetzt worden sind." Dies stimmt erstaunlich überein mit der "Admonitio generalis" c.72 Karls des Großen von 789. Darin heißt es: "... Und es sollen Schulen für die lesenden Knaben errichtet werden. Die Psalter, Notenzeichen, Kirchengesang, Rechnen und Grammatik, aber auch die katholischen Bücher sollt ihr in den einzelnen Klöstern und Bistümern verbessern; denn oft, wenn manche korrekt Gott anrufen wollen, beten sie wegen der nicht verbesserten Bücher schlecht. Und laßt nicht zu, daß diese eure Knaben im Lesen und Schreiben verderben. und wenn es notwendig ist, ein Evangelium, einen Psalter oder ein Meßbuch abzuschreiben, so sollen Männer erfahrenen Alters mit aller Sorgfalt schreiben. Auch Ludgerus habe darin die Hauptaufgabe des von ihm gegründeten Klosters in Helmstedt gesehen.

Der Inbegriff der Reformation im Kloster wurde in der Umwandlung in Klosterschulen gesehen. Da die Güter und Gewinne der Klöster und Stifte nicht der herzoglichen Kammer einverleibt, sondern einem neugegründeten Kirchenrat oder Konsistorium unterstellt wurden, waren die Mittel dafür gesichert und ohne Zustimmung der Landstände verfügbar.

In der Kirchenordnung vom 1. Januar 1569 wurde eine "bestendige, gleichmäßige schulordnung, dar nach alle unsere scholae dirigiert und reguliert würden erlassen. Sie war eine nahezu wörtliche Übernahme aus der Württembergischen Kirchenordnung von 1559. Da diese lange Zeit für eins der trefflichsten Schulgesetze in Deutschland galt, traf solche Bewertung auch für die hiesige zu. Tatsächlich ist darin das angestrebte Schulwesen des Landes bis in alle erforderlichen Einzelheiten durchdacht und formuliert.  Sie sah die Einrichtung von fünfstufigen Partikularschulen, Klosterschulen, deutschen Schulen und eines Pädagogiums in Gandersheim vor. Die Klosterschulen sollten für die Landeskinder bestimmt sein die tauglich zu einem Theologiestudium befunden wurden, aber keine Mittel besaßen, um die Kosten ihrer Ausbildung allein zu bestreiten. Die Schüler mußten sich bei ihrem Eintritt feierlich verpflichten, dem Studium der Theologie treu zu bleiben und ohne Zustimmung des Landesherrn in keine fremden Dienste zu treten.

Der Lehrplan glich dem der Partikularschulen. Dieser sah hauptsächlich intensiven Latein- und evangelischen Religionsunterricht und daneben Griechisch-, Musik- und Rhetorikunterricht vor. Von Hebräisch, Mathematik, Geschichte, Geographie, Naturwissenschaften und neueren Sprachen, auch der Muttersprache, war keine Rede. Als einheitliche Schulbücher werden die Bibel, der Katechismus, die lateinischen Grammatiken von Donatus und Melanchton,lateinische Sentenzensammlungen, die Psalmen und die Sprüche Salomos in Latein, die Äsopischen Fabeln, Ciceros Briefe und Offizien, Terenz, Vergils Äneide und Melanchtons Lehrbuch über Rhetorik genannt. Selbstverständlich war die Teilnahme an Gottesdiensten und Andachten Pflicht. Das Leben in Schulen mit solchem Programm, mit einheitlicher Kleidung im geistlichen Schnitt, strenger Tischzucht, vielen Verboten und drastischen Strafen ähnelte sehr der Zucht in mittelalterlichen Klöstern. Die Zahl der Kosterschulen wurde aber bald auf drei mit je 12 Plätzen innerhalb des Fürstentums beschränkt, auf die vormaligen Zisterzienserklöster Amelungsborn, Riddagshausen und Mariental. Sie übernahmen die Funktion einer dreistufigen Landesschule gymnasialen Ranges.

In Amelungsborn wurde die erste Klasse unterrichtet, in Mariental die dritte. Laut Klosterordnung von 1655 sollten dergleichen Schulen in den Klöstern schlimmer Disziplinschwierigkeiten wegen nicht mehr geführt und statt dessen die drei vornehmsten Schulen des Fürstentums, die sog. Großen Schulen in Wolfenbüttel, Helmstedt und Gandersheim von den Klöstern unterstützt werden.

In Mariental wurde die Schule aber bis 1744 mit sechs sehr begehrten Alumnenstellen weitergeführt, da es im Fürstentum an Lehrkräften mangelte. Im Zuge der Gründung des "Collegium Carolinum" verordnete Herzog Carl 1745 die Überweisung der sechs Stipendiaten nach Braunschweig.
Von 1753 bis 1773 befand sich das Präparandum für das Lehrerseminar in Wolfenbüttel in Mariental. Danach wurde es ins Waisenhaus der Stadt Helmstedt verlegt, womit die Zeit des Klosters Mariental als Schule aufhörte. Die Kinder von Mariental besuchten in dieser Zeit die Elementarschule in Barmke.

Die Nachrichten über die Schulen in den Klöstern zu Schöningen und Königslutter sind viel spärlicher und hauptsächlich den Berichten der herzoglichen Visitatoren oder örtlichen Inspektoren zu entnehmen. Im Augustiner-Chorherrenstift St. Laurentius vor Schöningen gab es schon seit 1336 eine vom Konvent gegründete und betreute Schule, die sicherlich in der Art geführt wurde, die Karl der Große in seiner Admonitio789 forderte.

Durch die Gründung der Rats-oder Stadtschule im Jahre 1499 verlor die außerhalb der Stadtmauern liegende Klosterschule sehr an Bedeutung, wurde als Frey- oder Armenschule mit vier Freistellen zeitweilig weitergeführt und 1712 durch Herzog Anton Ulrich aufgehoben.

Beim Benediktinerkloster St. Petrus und Paulus in Königslutter war zur Zeit der Reformation keine Klosterschule vorhanden und die verbliebenen vier alten Mönche nicht in der Lage eine solche zu betreiben. Erst nach Einsetzung des neuen Konvents im Kommendatarverfahren durch Herzog August den Jüngeren mußte eine Schule mit vier Freistellen für arme Knaben geschaffen werden, in der auch die Knaben der dem Kloster naheliegenden Flecken Oberlutter ud Sunstedt das Lesen und Schreiben, den Katechismus und die Anfänge der Grammatik und der lateinischen Sprache erlernen sollten.
Die Gebäude dafür, ein Unterrichtsraum und ein Wohnzimmer für den Präzeptor, wurden in der bereits verlassenen und teilweise abgerissenen Klausur 1656 neu gebaut. Schon 1657 erweiterte man diese Einrichtung zu einer Kurrende für den Gottesdienst aus sechs Knaben, und 1670 wurde die seit langem geplante Vereinigung der Klosterschule des Stifts und der Lateinschule der Stadt vollzogen. Die städtische Schulordnung von 1731 erlaubte, daß "der bey der Stifts- und Closterkirche stehende Küster eine kleine Schule behält, weil es zu lästig sein würde, wenn die Kinder von 4 oder 5 Jahren aus Oberlutter in die in der Stadt gelegene Schule werden sollten."

Die reformierten Nonnenklöster nahmen in geringem Umfang auch Mädchen zu elementarer und hauswirtschaftlicher Ausbildung auf. Ansonsten sollten sie Aufenthaltsort für junge bezw. unverheiratete Frauen höheren Standes und Stätten des liturgischen Gebets insbesondere für die Landesobrigkeit sein. Das Augustinerinnenstift Marienberg wurde in diesem Sinne fortgeführt und ist nach einer kurzen Phase der Rekatholisierung im Dreißigjährigen Krieg bis heute ein evangelisches Damenstift mit kleinem Konvent geblieben.

Vom Herzog ernannte Visitatoren und örtliche Inspektoren überwachten die Schulen auf Einhaltung dieser Schulordnung. In ihren Berichten wurde immer wieder als Hauptmangel das Fehlen von geeigneten Lehrkräften genannt. Solche Lehrkräfte sollten speziell in der höchsten Schule des Fürstentums, im 1571 im Franziskanerkloster von Gandersheim gegründeten Pädagogium ausgebildet werden. Es wurde auch als Alumnat geführt, umfaßte ca. 50 Schüler im Alter von 14 bis 20 Jahren und drei Lehrer, deren Zahl bei Erweiterung der Anstalt auf sieben erhöht wurde.
Der Lehrplan war weit reicher ausgestattet als der der Partikularschulen, weist auch Rechnen und Arithmetik auf, forderte mehr Griechischunterricht und weitere Lehrbücher und ließ sogar Raum für körperliche Ertüchtigung durch Laufen, Springen und Bewegungsspiele. Der besondere Rang wurde auch durch außergewöhnliche hygienische Maßnahmen und Einrichtungen wie warme Bäder und Krankenstuben unterstrichen.

Im Juli 1574 verlegte man die Anstalt nach Helmstedt in den Grauen Hof des Klosters Mariental. Dort bestand sie zwei Jahre als Fürstliche Juliusschule, erhielt aber schon 1575 von Kaiser Maximilian II.die Privilegien einer vollständigen Universität und wurde am 15. Oktober 1576 als Academia Julia feierlich eingeweiht. Dies war der Gipfelpunkt der seit Jahrhunderten vereinzelt vollzogenen Säkularisierung, die nun auch an der Basis sich rapide ausbreitete.

Im Jahre 1655 erließ Herzog August der Jüngere die Klosterordnung mit dem bezeichnenden und barocken Titel " Unsers von Gottes Gnaden Augusti, Herzogens zu Brunswyk und Lunäburg Verordnung Wy es mit Besez  und Verfassung der Clöster auch administration und inspection über deren Güter in unserm Fürstentuum Brunswyg Wolfenbüttelschen Teils und der Grafschaft Blankkenburgk zu halten und wy selbiges nach dem ersten und uuralten Zustande so weit es der verenderten Zeiten und Umstände halber müglich, einzurichten." Sie betont zwar, daß die geistlichen Stiftungen und Güter keineswegs profaniert würden, aber inzwischen war 1647 die allgemeine Schulpflicht eingeführt und 1651 eine Schulordnung für alle Schulen des Landes erlassen worden, der nun detaillierte Anweisungen über die veränderte Stellung der Konventualen und insbesondere der Äbte folgten, die ihnen jeden Einfluß auf die Vermögensverwaltung entzogen, weil dafür Amtmänner eingesetzt wurden.
Die Äbte und Konventualen wurden vom Herzog ernannt. Abt von Mariental sollte der jeweilige Generalsuperintendent von Helmstedt, Prior der Pastor der Kirchengemeinde, Subprior der Rektor von Helmstedt und der Rektor von Mariental der vierte Konventuale sein.
Für Schönigen waren in dieser Folge vorgesehen der Generalsuperintendent von Wolfenbüttel, der Pastor der Klostergemeinde,  der Rektor zu Schöningen und der Konrektor.
Die Abtstelle in Königslutter sollte ein Theologieprofessor der Universität in Helmstedt einnehmen, dem nach dem gleichen Schema der Klosterprediger, der Rektor von Königslutter und der Rektor von Schöppenstedt zugeordnet wurden. Da diese alle andere hauptamtliche Tätigkeiten ausübten und nicht im Kloster wohnten, bedeutete das das Ende des Klosterwesens und damit den Abbruch oder Fremdnutzung der Klostergebäude. Der jeweils als Präzeptor der Klosterschule zubenannte fünfte Konventuale war meist der Küster der Kirche.
Bis ins 19. Jahrhundert hinein wurde in mehrfachem Wechsel die Grundschule für die genannten Dörfer oder die Armenschule gefordert oder betrieben, der Name Klosterschule war aber keinesfalls mehr zutreffend.


veröffentlicht im Kreisbuch 2009 des Landkreises Helmstedt S.35-44

 

Literatur:

 

Für diese knappe Darstellung wurden wesentlich folgende Veröffentlichungen genutzt:

Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts.

hg. von Emil Sehling, Sechster Band: Niedersachsen I. Hälfte , 1. Halbband, Tübingen 1955

 

Geschichte der Braunschweigischen Landeskirche von der Reformation bis auf unsere Tage.

von Johannes Beste, Wolfenbüttel 1889

 

Koldewey, Friedrich: Geschichte des Schulwesens im Herzogtum Braunschweig.

Wolfenbüttel 1891

 

Heinrich Meiboms Chronik des Klosters Marienthal 1138 - 1630.

eingeleitet, übersetzt und erläutert von Gottfried Zimmermann, Mariental 1988

 

Die Chroniken des Klosters Königslutter

von Klaus Nass, Braunschweig 2001

 

Staatsklugheit und Frömmigkeit, Herzog Julius zu Braunschweig-Lüneburg,

ein norddeutscher Landesherr des 16. Jahrhunderts. Wolfenbüttel 1989

 

Lüders, Adolf: Die Geschichte der Schule zu Stift Königslutter.

 

Zu den Abbildungen:

Kirchenordnung von 1569, Titelblatt. Niedersächsisches Staatsarchiv Wolfenbüttel LB 2480

Foto: Christiane Treptow

 

Neue Klosterordnung von 1655, Titelblatt. NSTA Wolfenbüttel 132 Urk 12, Blatt 2

Foto: Christiane Treptow

 

Gutachten des Joachim Mynsinger von Frundeck: NSTA Wolfenbüttel 2 Alt 2755

 

 

Heinrich der Stolze und Konrad der Heilige

Aus welcher Richtung man sich der Kaiserstadt Königslutter am Elm nähert, man sieht immer zuerst und zunehmend imposanter die Mahn- und Grabeskirche Kaiser Lothars III, die ehemalige Klosterkirche St. Peter und Paul und jetzige Pfarrkirche, die wir schlicht Kaiserdom nennen.

Aus welcher Richtung man sich der Bischofsstadt Molfetta an der Adria nähert, man sieht immer zuerst und zunehmend imposanter die Bischofs- und Grabeskirche San Corrado, die die Einheimischen schlicht Duomo Vecchio nennen. Mit ihren hohen Doppeltürmen, den drei prismenartigen Dächern über den Kuppeln und dem reich gestalteten Ostabschluß ist diese ehemalige Kathedrale über dem Wasser der Adria eine der schönsten und außergewöhnlichsten Kirchen des romanischen Apuliens. Während der Blütezeit Molfettas in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts wurde mit ihrem Bau begonnen der abschnitts- und anbauweise bis Ende des 15. Jahrhunderts fortgesetzt wurde.
Im Jahre 1785 verlor sie ihre Funktion als Bischofskirche, die zusammen mit der Kirchenausstattung an die moderne Jesuitenkirche außerhalb des Stadtkerns überging. Einst wie andere große Kirchen der apulischen Küste in Trani, Giovinazzo und Bisceglie als Fanal des wachsende Bürger- und Handelsgeistes errichtet, wurde sie nun der "Alte Dom" und die vernachlässigte Grabeskirche des Stadt- und Kathedralpatrons Corrado Bavaro.

Vermutlich bestimmte das blühende Geschäft mit den Kreuzfahrern die Wahl eines solchen zum Schutzheiligen für Kirche und Kommune. Warum diese Wahl auf den Bayernherzog Konrad fiel, ist nicht belegt, bietet aber reichlich Raum für vage Vermutungen.

Eine davon meint, daß Heinrich der Stolze im Mai 1137 die Stadt Troja plündern ließ, als sie seinen mit denen des Papstes vereinten Truppen auf dem Marsch nach Bari Widerstand leistete. Danach huldigten ihm alle Orte durch die er bis Bari zog. Molfetta hätte die Erhebung seines Bruders Konrad zum Stadtheiligen als besonderes Zeichen der Ergebenheit dargeboten.

Nach den Lebensdaten Konrads war das nicht möglich. Diese sind allerdings sehr spärlich und widersprüchlich. Danach soll er als ältester oder zweiter Sohn des Bayernherzogs Heinrich IX, der Schwarze, und seiner Ehefrau Wulfhild um 1105 in Ravensburg geboren und zum Kleriker bestimmt worden sein.

Nach seiner Erziehung im Elternhaus und im nahen Kloster Martinsberg sei er dem Erzbischof Köln, Friedrich I von Kärnten zur Ausbildung in höherer Gelehrsamkeit übergeben worden, durch die er die Eignung zu hohen Würden erworben habe. "Er selbst aber floh Ehren, Reichtümern und Menschenlob, gesellte sich zu einigen Mönchen, begab sich mit ihnen, ohne daß jemand der Seinigen darum wüßte, in das Kloster Clairvaux und ließ sich dort einkleiden. Nach einiger Zeit ging er dann nach Jerusalem, wo er sich bei einem in der Einöde lebenden Diener Gottes aufhielt und ihm in aller Demut diente. Endlich fühlte er sich krank und dachte auf seine Heimkehr, er bestieg also ein Schiff und kam nach Bari, der Stadt des Heiligen Nikolaus. Hier beschloß er in seligem Tod seine Tage, wurde ehrenvoll zur Erde bestattet und ruht dort", schreibt die Historia Welforum. Als Todestag nennt sie den 17. März 1126.

Nach anderen Quellen trat er nach dem Studium in Köln vor 1125 in Morimond in den Zisterzienserorden ein, später von Bernhard nach Clairvaux berufen, erhielt er von diesem 1143 die Erlaubnis, nach Palästina zu wallfahren und dort als Einsiedler zu leben. Er starb auf der Rückreise in der Klause Modugno bei Bari am 17. März 1154. In der Hoffnung, daß sein Überschuß an guten Taten ihnen zugute käme, räumten die Bürger von Molfetta diesem Mönch, Pilger, Einsiedler und Fürbitter für die Menschheit ihren besten Platz ein, den unter dem Altar ihrer Kathedrale.

Sicherlich wußten Klerus und Kommune auch, daß dieser pilgernde Mönch dem bedeutenden Adelsgeschlecht der Welfen entstammte, das unter seinem Vater die höchste weltliche Rangstufe durch bestimmenden Einfluß in der Reichspolitik erreicht hatte.

Herzog Heinrich IX, genannt der Bärtige oder der Schwarze, hatte durch Heirat Wulfilas, der Tochter des Sachsenherzogs Magnus von Billung, bedeutende Positionen in Sachsen erworben und sich 1125 bei der Königswahl in Mainz der spontanen Erhebung Lothars von Sachsen nicht entgegengestellt. Dadurch wurde Konrads Bruder Heinrich der Stolze Schwiegersohn des Königs; denn Lothar gab diesem seine Tochter Gertrud zur Frau. Sein Bruder Welf VI war von 1152-1173/74 Herzog von Spoleto und der Bruder Adalbero 1138-1143 Abt des Reichsklosters Corvey.

Die Ehen seiner vier Schwestern sollten der Bildung einer süddeutschen Fürstenallianz dienen. Judith wurde um 1120 dem Stauferherzog Friedrich II von Schwaben , Sophie dem Herzog Berthold II von Zähringen (+ 1122) und dem Markgrafen Leopold dem Starken von Steyr (+ 1129), Mathilde dem Markgrafen Diepold III von Vohburg  (+ 1146) und dem Grafen Gebhard III von Sulzbach, Wulfhilde dem Grafen Rudolf von Bregenz verheiratet.

Die Heirat der Witwe Heinrichs des Stolzen (+ 1139) mit Hz. Heinrich II Jasomirgott von Österreich vervollständigte diese einmalige Blutverwandtschaftsallianz und die Belehnung Welf VI mit dem Herzogtum von Spoleto, der Markgrafschaft Tuszien und dem Fürstentum Sardinien erweiterte sie bis in die Mitte Italiens.

Konrad der Einsiedler war also durch seine Schwester Judith Onkel Kaiser Barbarossas und über seine Schwester Mathilde und ihren zweiten Gemahl mit König Konrad III und Kaiser Manuel von Byzanz verschwägert.

Bruder Heinrich der Stolze war durch die Heirat mit Gertrud der Schwiegersohn Kaiser Lothars III und die Zentralfigur für die Bildung eines starken sächsisch-welfischen Kaiserreiches geworden. Die staufisch-askanische Gegenpartei bemühte sich, dies durch Intrigen und Kampfhandlungen zu unterbinden und erreichte es am 20. Oktober 1139 durch Giftmord.
Der tote Heinrich wurde am 29. Oktober 1139 neben seinem Schwiegervater in der Klosterkirche von Königslutter beigesetzt, die die Grablege dieser Dynastie werden sollte.

In der Genealogie der Welfen gibt es einen Hinweis auf Geschehnisse im Elternhaus Konrads, die wahrscheinlich einen starken Einfluß auf sein Leben nahmen. Sein Vater hatte vom Verwürfnis des Grafen Eticho I , Sohn Welfs I und Großvater des heiligen Bischofs Konrad von Konstanz, mit seinem Sohn Heinrich gehört. Da der Sohn ohne Wissen des Vaters sich dem Kaiser unterwarf und Lehnsmann wurde hielt der Vater "seinen Adel und seine Freiheit für unheilbar geschädigt" und zog sich mit zwölf von seinen Getreuen unter Aufgabe seines mit königlicher Pracht erbauten Wohnsitzes ins Gebirge zurück, in ein Dorf namens Ammergau. Ohne seinen Sohn noch einmal wiederzusehen, verlebte er dort sein Alter. Er ließ auch Mönche kommen und begann ein Kloster zu bauen, in dem er nachmals mit seinen zwölf Getreuen bestattet wurde.

Um den Wahrheitsgehalt dieser Überlieferung zu überprüfen, ließe Heinrich der Schwarze dort nachgraben und eine Kirche über den Gebeinen errichten. Laut Eintrag in den Annales Welfici aus Weingarten ließ er am 26.11.1123 auch die Gebeine des heiligen Bischofs Konrad feierlich erheben und durch reiche Güterübertragungen an das Bistum Konstanz seine Blutsverwandtschaft mit diesem heiligen Jerusalemwallfahrer bezeugen, der sein väterliches Erbgut seinem Bruder überließ.

Zudem erfuhr der junge Konrad sicherlich, daß sein väterlicher Großvater Welf IV am 1.4.1101 zur Buße eine Fahrt nach Jerusalem antrat, auf der er fast alle seine Leute verlor, und am 9.11.1101 auf Cypern starb. Er hatte 1070 seine zweite Frau, Ethelinde von Northeim, aus politischen Gründen verstoßen und bekam das Otto von Northeim abgesprochene Herzogtum Bayern. Ethelinde war eine Tante der Kaiserin Richenza.

Durch die Verheiratung des 16jährigen Welf V  (Onkel Heinrichs des Stolzen und Konrads) mit Mathilde von Tuszien sollte deren reicher Besitz in Italien in welfische Hände gelangen. Da Mathilde ihre Güter dem Papsttum übertragen hatte, scheiterte dies und auch die Ehe. Die Belehnung Heinrichs des Stolzen mit diesen Gütern blieb wirkungslos.

Für das welfische Haus, die Krone des Reiches und vermutlich auch für die Erhebung Konrads zum Schutzpatron von Molfetta bedeutungsvoll wurde 1152 die Belehnung Welfs VI mit dem Herzogtum Spoleto, der Markgrafschaft Tuszien und dem Fürstentum Sardinien durch Kaiser Friedrich I.

Da zu erwarten war, daß die Heere des Kaisers weiter nach Süden vordringen und jeden Widerstand der Städte rücksichtslos brechen würden, blieb diesen nur die Hoffnung auf göttlichen Schutz und die Aufgabe, alles Nötige dafür zu tun.

Die Bürger von Molfetta konnten nichts besseres tun, als die Fürsprache zu diesem Schutz dem gottergebenen Bruder des neuen Markgrafen und und Onkel des neuen Kaisers anzuvertrauen.

 

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Als Corrado il Santo oder San Corrado Bavaro wird er noch heute verehrt und jeweils am 7. August sein Kopfreliquiar von 1662 bei den Gedenkprozessionen umhergetragen. Bestätigt wurde dieser Kult am 9. April 1832. Im Zisterzienserorden wird er am 14. Februar gefeiert.

Das älteste Zeugnis seiner öffentlichen Verehrung ist ein zwischen 1313 und 1374 geschriebenes Missale Romanum, das unter dem 9. Februar und 13. März Gebete für den hl. Conrad sowie ein diesbez. Proprium enthält.




Literaturhinweise:

Historia Welforum, ed. E. König, Sigmaringen 1978
Geschichte der Welfen. Historiker des deutschen Altertums. Essen 1996
Josef Maria Giovene, Vita B. Conradi Bavari. Neapel 1836
Die Jahrbücher von Magdeburg (Chronographus Saxo). ed. Eduard Winkelmann, neu bearb. von W. Wattenbach, Leipzig 1895
Bayerische Frömmigkeit. Ausstellungskatalog München 1960
Alfons Dietrich, Der selige Konrad von Bayern. in: Cistercienser-Chronik XXVI, 1914
Seraphim Lenssen, Hagiologicum cisterciense , Tilburg 1948
F. Samarelli, S. Corrado Bavaro, Patrono della citti di Molfetta. 1935
P. Catacchio, Corrado il Santo. Molfetta 1963
F.v.S. Doye, Heilige und Selige der römisch-katholischen Kirche, deren Erkennungszeichen, Patronate und lebensgeschichtliche Bemerkungen. 2 Bde. Leipzig 1929


Otto Kruggel
01.08.2007